Ellenstraße: Unterschied zwischen den Versionen

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ist die wohl älteste Straße Kempens. Sie führt von der Propsteikirche Richtung Westen bis zur Mühle. In einer alten Karte von 1911 wird sie noch wie die anderen drei Hauptstraßen der Innenstadt als "Provinzialstrasse" geführt, für deren Kosten der Staat Preußen aufkommen musste - vergleichbar mit der heutigen Bundesstraße.<ref>vgl. [https://de.m.wikipedia.org/wiki/Provinzialstra%C3%9Fe Wikipedia]
 
ist die wohl älteste Straße Kempens. Sie führt von der Propsteikirche Richtung Westen bis zur Mühle. In einer alten Karte von 1911 wird sie noch wie die anderen drei Hauptstraßen der Innenstadt als "Provinzialstrasse" geführt, für deren Kosten der Staat Preußen aufkommen musste - vergleichbar mit der heutigen Bundesstraße.<ref>vgl. [https://de.m.wikipedia.org/wiki/Provinzialstra%C3%9Fe Wikipedia]
</ref> Gepflastert wurden sie wohl erst zum Ende des 19. .Jahrhunderts.
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</ref> 1773 wurden die Straßen Kempens wohl erstmalig gepflastert wurden.<ref>Mooren, Joseph Hubert unter dem Pseudonym Hubert ter Schollen, Über die Entstehung der Stadt Kempen nebst einer kleinen Lokal-Chronik und einigen Nachrichten über merkwürdige Personen und die Umgegend - Historischer Versuch, Köln, 1822, S. 30
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Karl A. Willmen
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In unserem Heimatmuseum haben wir eine Vitrine mit Schriften und anderen Erinnerungsstücken an den früheren Oedter Kaplan Joseph Hubert Mooren ausgestellt. Er war Kaplan unter Pastor J. P. Lucas. Häufig wird gefragt: „Wer war dieser Mooren eigentlich?" Joseph Hubert Mooren 15. September 1797 – 8. Mai 1887 Doktor der Theologie und Philosophie, und bedeutender niederrheinischer Kirchenhistoriker geb. 15. Sept. 1797 im damals preußischen Roermond. Er wirkte nach glänzenden Studien 7 Jahre als Lehrer an der Lateinschule in Kempen. Am 8. September 1823 empfing er die Priesterweihe in Köln und war von 1824 bis 1826 als Kaplan in Oedt. Er wurde danach Pfarrer von Wachtendonk, wo er nach 60 Jahren 1886 das diamantene Pfarrerjubiläum feiern konnte. Bereits in Kempen veröffentlichte er unter dem Pseudonym „ter Schollen", seine erste Schrift: "Über die Entstehung der Stadt Kempen Historischer Versuch". Mit seinem Freund Anton Josef Binterim (Franziskaner der alten Kölnischen Ordensprovinz, auch Pfarrer in Düsseldorf) verfasste er von 1828 bis 1831 das vierbändige Werk „Die alte und neue Erzdiözese Köln", 1855 "Nachrichten über Thomas a Kempis" und eine große Anzahl historischer Schriften. Mooren gründete 1851 mit Friedrich Nettesheim, Michael Buyx und Constantin von Ruys den "Historischen Verein für Geldern und Umgegend". 1854 gründete er auch mit seinem Freund Anton Joseph Binterim, den "Historischen Verein für den Niederrhein", dessen Präsident er bis 1881 war. Beide Vereine bestehen heute noch. Der hochverdiente und mit höchsten Auszeichnungen geehrte Pfarrer blieb bis an sein Lebensende der einfache, von seinen Pfarrkindern geliebte Pastor. Er verschied am 8. Mai 1887 in Wachtendonk. Sein Grab ist heute noch rechts neben dem Haupteingang der Friedhofskapelle zu besuchen. Joseph Hubert Mooren war der Onkel von Albert und Theodor Mooren.
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</ref> Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Pflasterung erneuert.
  
 
So findet man im Verwaltungsbericht der Stadt Kempen für die Jahre 1898–1909 folgende Zeilen über die Provinzialstraßen und deren Verbesserungen:
 
So findet man im Verwaltungsbericht der Stadt Kempen für die Jahre 1898–1909 folgende Zeilen über die Provinzialstraßen und deren Verbesserungen:

Version vom 12. Juli 2023, 19:20 Uhr

Ellenstrasse1a.jpg

Die Ellenstraße

Karte von 1826 mit alten Straßennamen

ist die wohl älteste Straße Kempens. Sie führt von der Propsteikirche Richtung Westen bis zur Mühle. In einer alten Karte von 1911 wird sie noch wie die anderen drei Hauptstraßen der Innenstadt als "Provinzialstrasse" geführt, für deren Kosten der Staat Preußen aufkommen musste - vergleichbar mit der heutigen Bundesstraße.[1] 1773 wurden die Straßen Kempens wohl erstmalig gepflastert wurden.[2] Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Pflasterung erneuert.

So findet man im Verwaltungsbericht der Stadt Kempen für die Jahre 1898–1909 folgende Zeilen über die Provinzialstraßen und deren Verbesserungen:

Die 4 die Stadt kreuzenden Straßen, nämlich Ellenstraße, Engerstraße mit Judenstraße, Peterstraße mit Markt und Kuhstraße, sind Provinzialstraßen. In den letzten 10 Jahren wurden sie alle (mit Ausnahme der Marktstraße) neu gepflastert und befinden sie sich jetzt in gutem Zustande. Auch die Fortsetzungen dieser Straßen: Mülhauserstraße, Hülserstraße, Vorsterstraße und Aldekerkerstraße sind Provinzialeigentum und wurden innerhalb des Stadtgebietes wesentlich verbessert, indem sie Kleinpflaster erhielten. Durch die Einlegung von Kanal-, Gas- und Wasserröhren in vorbenannte Straßen sind der Stadt unverhältnismäßig hohe Soften entstanden, indem sie die Pflaster wieder in dauernd guten Zustand versehen lassen mußte. Es wurde deshalb städtischerseits in Erwägung gezogen, die Provinzialstraßen innerhalb der Stadt in eigene Verwaltung zu übernehmen. Ein an den Herrn Landeshauptmann gerichteter bezüglicher Antrag vom 17. Dezember 1908 wurde aber unterm 19. Januar 1909 mit folgender Begründung abgelehnt: Die Abgabe so kurzer Provinzialstraßenstrecken, wie sie die Stadtgemeinde Kempen in eigene Verwaltung und Unterhaltung übernehmen möchte, liegt nicht im Interesse der Provinzialverwaltung. Auch entbehrt die Stadt des nötigen, eine dauernd gute Instandhaltung der Straßen gewährleistenden technischen Apparates.[3]


Unter Kempen.de findet sich zum Namen der Straße folgende Begriffserklärung:

"Verschiedene Ableitungen sind hier möglich: Ellen wird mit dem Dialektausdruck "Grellen" in Verbindung gebracht. Das war "Mergel", den die Bauern zum Düngen der Felder benutzten. Oder es könnte die Stärke "Ellan" des früheren Ellentores (einem der vier Stadttore) damit festgehalten sein. Oder aber - und dies ist die meistvertretene Meinung - es könnte ebenso von der Bezeichnung "Eyl" herrühren, die ein wasserreiches Gelände kennzeichnete. In neuerer Zeit tauchte auch die Definition auf, nach der in der Ellenstraße Handwerker, nämlich insbesondere Schneider, gelebt haben sollen. Es wird vermutet, dass die Ellenstraße die älteste Straße der Stadt ist."[4]

All diese Erklärungen ignorieren aber seltsamerweise die Tatsache, dass die Ellenstraße zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch "Ellestraße" hieß - eindeutig vermerkt auf einer Karte aus dem Jahr 1826, auf der auch die Moosgasse noch "die Mosel" heißt und der Acker "auf'm Acker". Das Ellentor heißt auf der Karte auch "Ellethor".[5] Und auch noch auf einer Karte von 1911 steht noch ursprünglich der Name "Ellestraße". Hier wurde handschriftlich ein "n" hinzugefügt.[6]

Der Anteil an historischen Gebäuden ist in der Ellenstraße vergleichsweise hoch. Die nördliche Seite wird bestimmt durch eine fast durchgehend historische Zeile von Wohn- und Geschäftsbauten, die in ihrer Fassade alle die Handschrift des 19. Jh. tragen (Nr. 30 bis 40). Die meisten von ihnen verputzt; wo nicht, sind die heute anzutreffenden Verklinkerungen auf Um- und Neubauten der jüngsten Zeit zurückzuführen. Insbesondere zeichnet sich die Ellenstraße dadurch aus, dass eine Trennung der Fassaden zwischen Erdgeschoss mit Schaufenstereinbau und den darüberliegenden Geschossen hier vermieden worden ist. Auf diese Weise haben die Häuser ihren ganzheitlichen Eindruck bewahrt. Werbeanlagen passen sich dem historischen Charakter der Straße an, wenn sie aus Fassadenbeschriftungen nicht selbstleuchtender Art bzw. aus Aufsteckern in historischen Materialien bestehen.[7]


Einige Häuser der Ellenstraße wurden bei dem Bombenangriff vom 9. Februar 1945 zerstört.


Die Häuser:


Ellenstraße 19Ellenstraße 20Ellenstraße 38Grundstückskarte Ellenstraße, 2014
Über dieses Bild

Auszüge aus Adressbüchern:


Bauliche Wesensmerkmale der Ellenstraße

Der Anteil an historischen Gebäuden ist in der Ellenstraße vergleichsweise hoch. Die nördliche Seite wird bestimmt durch eine fast durchgehend historische Zeile von Wohn- und Geschäftsbauten, die inihrer Fassade alle die Handschrift des 19. Jh. tragen (Nr. 30 bis 40). Die meisten von ihnen verputzt; wo nicht, sind die heute anzutreffenden Verklinkerungen auf Um- und Neubauten der jüngsten Zeit zurückzuführen. Insbesondere zeichnet sich die Ellenstraße dadurch aus, dass eine Trennung der Fassaden zwischen Erdgeschoss mit Schaufenstereinbau und den darüberliegenden Geschossen hier vermieden worden ist. Auf diese Weise haben die Häuser ihren ganzheitlichen Eindruck bewahrt.



Umgestaltung zur Fußgängerzone 1979



Die Straßengemeinschaft Ellenstraße


Stichpunkte:
Peter Joseph Bister, als Sohn eines Landwirts 1773 an der Ellenstraße geboren[8]


Quellen:

  1. vgl. Wikipedia
  2. Mooren, Joseph Hubert unter dem Pseudonym Hubert ter Schollen, Über die Entstehung der Stadt Kempen nebst einer kleinen Lokal-Chronik und einigen Nachrichten über merkwürdige Personen und die Umgegend - Historischer Versuch, Köln, 1822, S. 30 Karl A. Willmen In unserem Heimatmuseum haben wir eine Vitrine mit Schriften und anderen Erinnerungsstücken an den früheren Oedter Kaplan Joseph Hubert Mooren ausgestellt. Er war Kaplan unter Pastor J. P. Lucas. Häufig wird gefragt: „Wer war dieser Mooren eigentlich?" Joseph Hubert Mooren 15. September 1797 – 8. Mai 1887 Doktor der Theologie und Philosophie, und bedeutender niederrheinischer Kirchenhistoriker geb. 15. Sept. 1797 im damals preußischen Roermond. Er wirkte nach glänzenden Studien 7 Jahre als Lehrer an der Lateinschule in Kempen. Am 8. September 1823 empfing er die Priesterweihe in Köln und war von 1824 bis 1826 als Kaplan in Oedt. Er wurde danach Pfarrer von Wachtendonk, wo er nach 60 Jahren 1886 das diamantene Pfarrerjubiläum feiern konnte. Bereits in Kempen veröffentlichte er unter dem Pseudonym „ter Schollen", seine erste Schrift: "Über die Entstehung der Stadt Kempen Historischer Versuch". Mit seinem Freund Anton Josef Binterim (Franziskaner der alten Kölnischen Ordensprovinz, auch Pfarrer in Düsseldorf) verfasste er von 1828 bis 1831 das vierbändige Werk „Die alte und neue Erzdiözese Köln", 1855 "Nachrichten über Thomas a Kempis" und eine große Anzahl historischer Schriften. Mooren gründete 1851 mit Friedrich Nettesheim, Michael Buyx und Constantin von Ruys den "Historischen Verein für Geldern und Umgegend". 1854 gründete er auch mit seinem Freund Anton Joseph Binterim, den "Historischen Verein für den Niederrhein", dessen Präsident er bis 1881 war. Beide Vereine bestehen heute noch. Der hochverdiente und mit höchsten Auszeichnungen geehrte Pfarrer blieb bis an sein Lebensende der einfache, von seinen Pfarrkindern geliebte Pastor. Er verschied am 8. Mai 1887 in Wachtendonk. Sein Grab ist heute noch rechts neben dem Haupteingang der Friedhofskapelle zu besuchen. Joseph Hubert Mooren war der Onkel von Albert und Theodor Mooren.
  3. Bürgermeister Lück, Stadt Kempen - Rhein, Verwaltungsbericht für die Jahre 1898–1909, Kempen, 1909, S. 228f.
  4. Textquelle: Stadt Kempen
  5. Historische Karte auf OpenNRW
  6. Karte von 1911 mit der Bezeichnung "Ellestrasse" (OpenNRW)
  7. Satzung der Stadt Kempen für den Denkmalbereich Nr. 1 "Stadtkern Kempen mit umgebenden Wallanlagen" gemäß § 5 Denkmalschutzgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen (DSchG) vom 12.April 1990
  8. Rheinische Post, Thema: 350 Jahre Thomaeum, 16.9.2009