Ellenstraße 18

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Ellenstraße 18
Das Haus Holtermann, 1937, von der Seite Hessenwall aus gesehen

Haus Holtermann

Ende des 19. Jahrhunderts wohnte hier offenbar der Betreiber der nahe gelegenen Mühle. Zumindest weist das Adressbuch von 1879 den Müller Josef Klefisch unter der Kempener Haus-Nr. 48 aus, die mit ziemlicher Sicherheit identisch ist mit der heutigen Ellenstraße 18.

Holtermann Helene Karneval.jpg

Schon vor dem Zweiten Weltkrieg betrieb Wilhelm Holtermann in dem Haus eine Sattlerei und Polsterei sowie ein Geschäft für Lederwaren. Seite Frau Helena (Bild rechts in hohem Alter auf einer Karnevalsfeier der Straßengemeinschaft) kümmerte sich bis ins hohe Alter bis kurz vor ihrem Tod um das Heiligenhäuschen. Sie war als Helena Passmann geboren am 24. Dezember 1887 und starb am 1. Mai 1977 im Alter von fast 90 Jahren.[1] Wilhelm starb schon viele Jahre vorher im August 1957.[2]

Anzeige in der Sonderbeilage der Westdeutschen Zeitung zum Stadtfest Kempen, 20. Mai 1982

Im Hinterhaus wohnten vor dem Krieg der Weber Peter Thiesen und der Former Anton Ziemes.

Blick vom Hessenring auf die Seitenansicht vom Haus Holtermann, 1941
oben rechts der Schriftzug: Landwirtschaftliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft
Haus Holtermann am Hessenwall, 1954
Ellenstraße 18, 2013

Auf dem rechten Foto von 1941 ist erkennbar, dass hinter dem Haus und wahrscheinlich offenbar auch hinter dem Haus Ellenstraße 17 ein Anbau stand. Dem Schriftzug auf der Mauer nach wurde dieser Bau von der Landwirtschaftlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft genutzt, die ihren Betrieb im Anbau der alten Mühle hatte, der auf einem Teil des heutigen Bouleplatzes stand. Der andere Teil des heutigen Bouleplatzes war übrigens früher der Garten der Familie Hamm von der Ellenstraße.

Wilhelm und Helena hatten zwei Söhne: Gerhard und Peter. Peter ging zur Stadt und arbeitete im Rechnungsprüfungsamt. Er heiratete 1952 Anneliese Schongen, mit der er bis zu seinem Tod am 29.1.2015 verheiratet war. Gerhard, geb. 8.3.1924, übernahm das elterliche Geschäft und führte es mit seiner Frau Elisabeth (geb. Buschhaus, 28. Mai 1922) weiter und zwar mindestens bis 1982. Denn da erscheint in der Sonderausgabe der WZ zum Stadtfest im Mai noch eine Anzeige der Fa. Holtermann: "Vom Schlüsseletui bis zum Attachékoffer reicht die komplette Ausstattung in schönen Ledersachen von Esquire, der Kollektion mit dem markanten «E»." Gerhard Holtermann, stets freundlich und hilfsbereit in Erinnerung, verstarb am 14. November 1996.

Nach dem Tod von Elisabeth Holtermann am 28. Februar 2008 verkauften die Kinder Marlene und Willi das Haus an den Nachbarn Karges, der das Ladenlokal bis zur Geschäftsaufgabe als weitere Ausstellungsfläche nutzte. Anschließend stand das Ladenlokal einige Monate leer. Etwa im September 2014 eröffnete dann Andrea Hrastar und Sigrid von Graevenitz unter dem Namen Uniquearte Lilli Pomerin ein Geschäft für Möbel, "Wunderlampen, bombastische Ketten, individuelle Taschen und ganz viel bunten Schnick-Schnack".[3]

Um 2016 wurde dann beschlossen, dass die Häuser 16-18 der Ellenstraße abgerissen werden und einem Neubau mit 18 Wohnungen weichen müssen. Anfang Januar 2017 begannen mit dem Aufstellen eines Bauzauns die Vorbereitungen zum Abriss der Häuser. Kurz darauf kam der Bagger. Enstanden sind inzwischen zumindest optisch vier kleingliedrige, zweigeschossige Häuser mit ausgebauten Dachgeschoss, zwei auf der Ellenstraße mit einem gemeinsamen Eingang, eines als Eckhaus und eins auf dem Hessenwall mit dem zweiten Eingang. Geschäftslokale sind zum Bedauern der übrigen Geschäftsleute der Ellenstraße und zum Bedauern des Werberings nicht mehr entstanden. Bauherren waren die Eheleute Karges-Hübner.

Die lokalen Zeitungen berichteten ausführlich über die Planungen, insbesondere über die Kritik am reinen Wohnungsbau.
Siehe beispielsweise den Artikel in der Westdeutschen Zeitung vom 24. Mai 2016, hier mit einer Abbildung des Modells, und den Artikel ebenda vom 27. Mai 2016.
Siehe hierzu auch Ellenstraße 16!

Frau Wolff, die schon seit ihrer Vertreibung aus Brandenburg nach dem Krieg im ersten Stock des Hauses auf der Ellenstraße wohnt, zog Ende November 2016 zu ihrer Tochter nach Berlin. Langjährige Bewohner waren auch die Eheleute Heinz und Anita Droll, die am 31.8.1947 geheiratet hatten.[4] Frau Droll wohnte noch lange über Elisabeth Holtermann, die ihre Wohnung bis zu ihrem Tod im ersten Obergeschoss hatte.


Ganz viele Bilder von den alten Häusern und dem Abbruch finden Sie hier.



Ellenstraße 18, 2013
Abbruch Ellenstraße 18


Einträge in alten Adressbüchern

1879

  • Klefisch, Josef, Müller, Kempen, Haus-Nr. 48

1898

  • Buschen, Math., Fabrikarbeiter
  • Giesen, Anton, Rentner
  • Wahlen, Wilhelm, Ackerer

1912

  • Bouschen, Matth., Fabrikarbeiter
  • Grafer, Gerh., Fuhrm.
  • van Mierlo, Matthäus, Maurergeh.

1925

  • Grafer, Gerh., Mühlenarbeiter
  • van den Heuvel, Schleifer
  • Holtermann, Wilh., Sattlermeister

1931/32

  • Grafer, Gerhard, Arbeiter
  • Holtermann, Wilhelm, Sattlermeister

1937

  • Holtermann, Wilhelm, Sattlerei, Polsterei, Lederwaren
  • Thiesen, Peter, Weber
  • Ziemes, Anton, Former

1959

  • Droll, Heinz, Metzger
  • Holtermann, Gerhard, Polsterer
  • Holtermann, Helene, o. B.
  • Holtermann, Wilh., Polsterei Sattlerel Lederw.



Stichpunkte/Fakten:
Aus Ausgaben der Straßengemeinschaft:
2.9.57 Sterbefall Holtermann. Muss ja wohl Wilhelm gewesen sein.
18.12.1972 Frau Helene Holtermann 85 Jahre
Elisabeth Holtermann, Spende wg. Beerdigung 4. März 2008
Frau Droll??

Eheleute Gerhard und Elisabeth Holtermann zusammen mit Frau Buse beim Ausflug der Ellenstraße nach Nideggen im September 1977

Quellen:

  1. TodesanzeigeTodesanzeige Holtermann Helene.png
  2. Unterlagen der Straßengemeinschaft: Kranz Sterbefall Holtermann, 2.9.1957
  3. damalige Interneteite "www.lilli-pomerin.de/lilli"
  4. Protokollbuch der Straßengemeinschaft Ellenstraße: Silberhochzeit Heinz Droll und Frau am 31.8.1972