Ellenstraße 6

Aus Kempedia
Zur Navigation springenZur Suche springen
Alte Annonce von Buckenhüskes

Haus Buckenhüskes / Restaurant Ela

Ellenstr. 6 1929, Joseph Buckenhüskes

Im Haus Ellenstraße 6 eröffnete Carl Hamm im Jahre 1859 sein Kolonialwaren-Geschäft. Er baute dann das Haus Ellenstraße 38 und verlegte 1871 das Geschäft dorthin. Seitdem wurde die Ellenstraße 6 das Haus Buckenhüskes.

Buckenhueskes Joseph 1913.jpg

Joseph Buckenhüskes (geb. 01.02.1849, gest. 19.04.1935), ein weißhaariger, schlanker Herr mit Spitzbart, war Schneidermeister. Seine Gattin Friederike van der Vight (Heirat am 23.09.1879) war eine kleine, rundliche, freundliche Frau. Die beiden hatten sechs Kinder, von denen drei im zarten Alter gestorben sind und ein Sohn im Ersten Weltkrieg gefallen ist. Im Haus blieben Sohn Wilhelm Buckenhüskes mit seiner Frau Helmy aus Dortmund und Josephs unverheiratete Tochter Josefine, genannt Finchen (geb. 20.06.1886, gest. 31.10.1958).[1][2][3] Im Adressbuch von 1912 steht unter der Adresse Ellenstraße 6 auch noch der Gerichtsaktuar[4] Karl Buckenhüskes, wahrscheinlich der jüngere Bruder von Joseph?[5]

Ellenstraße 6, 2013

Willi Buckenhüskes war Textilkaufmann und besuchte Kundschaft außer Haus. Seine Frau Helmy kümmerte sich um das im Haus befindliche Geschäft für 'Manufakturwaren' (Meterwaren, Textilwaren, die nach der Maßangabe des Käufers geschnitten und verkauft werden). Willi Buckenhüskes war ein froher, lebensbejahender Mann, der in der damaligen Kempener Bürgergesellschaft eine führende Rolle spielte. Er starb am 23. März 1971 im Alter von fast 90 Jahren (geb. November 1881)[6].

Helmy Buckenhüskes, geb. Lohrmann am 19. Januar 1902, war eine kluge und gebildete Frau. In hohem Alter erzählte sie lebhaft über ihre Arbeit als junge, leitende Sekretärin während des passiven Widerstandes gegen die französische Besatzung des Ruhrgebietes. Als sie nach der Liberalisierung der Telekommunikation schnell erkannte, dass sich der Kauf eines eigenen Telefons schnell bezahlt machen kann, sagte sie mit etwa 90 Jahren: "Der Herrgott lacht sich ja kaputt, wenn er mich hier unten rechnen sieht." Aber auch in diesem Alter kümmerte sie sich selber um alle finanziellen und steuerlichen Dinge. Spätestens nach dem Tod ihres mehr als zwanzig Jahre älteren Mannes[7] hatte Helmy Buckenhüskes das Weißwaren-Geschäft aufgegeben und das Ladenlokal vermietet. Ihre Ehe blieb kinderlos. Das Grab auf dem alten Friedhof in Kempen wurde noch 20 Jahre von einer Gärtnerei gepflegt und ist heute nicht mehr erkennbar. Helmy Buckenhüskes verstarb MItte der neunziger Jahre.

Im Laufe der Jahre waren in dem alten Ladenlokal ein Ledergeschäft Förster, die Pelzhandlung Klefisch und einige Jahre ein Allkauf-Foto-Geschäft. Inhaber war Manfred Hamacher. Später hat Helmy Buckenhüskes das Haus an Wolfgang Mennen auf Rentenbasis verkauft, der dort das Restaurant Sylter Stuber eröffnete und einige Jahre betrieb. Sein Sohn Markus übernahm 1992 das Lokal, gestaltete es aber grundlegend um und führte es unter dem Namen Lila Nudeln und mehr ... noch einige Jahre fort. Im Jahr 2000 verkaufte Wolfgang Mennen etagenweise das Haus. Helmy Buckenhüskes verstarb in hohem Alter um 1995.

Das Erdgeschoss erwarb Familie Alkan, die seitdem dort unter dem Namen Ela ein türkisches Restaurant betreibt. Begonnen hatten Seda und Seyran ihre gastronomische Tätigkeit an der Thomasstraße in der Nähe vom Bahnhof.

(Quelle: WZ 2.9.2000)

Die Westdeutsche Zeitung berichtete damals:

Heute eröffnen Seda und Seyhan Alkan die Pforte von „Ela", dem neuen  türischen Restaurant an. der Ellenstraße 6, wo vorher die Nudel lila gekocht wurde. „Ela" heißt übrigens soviel wie "magisches Auge“. Gestern Abend konnte sich schon ein geladener Kreis davon überzeugen, dass die Stadt um eine kulinarische Top-Adresse reicher geworden ist.
Kostproben: überbackener Schafskäse, viel frisches Gemüse, Lammfleisch, selbst gebackenes Fladenbrot - köstlich. 50 Gerichte stehen auf der Karte, hinzu kornmen türkisches Bier und türkischer Wein.[8]

Die in der Bildunterschrift links erwähnte Neugierde hat sich Sohn Mert übrigens erhalten. Nach einem betriebswirtschaftlichen Studium unterstützt er heute seine Eltern bei der Leitung des beliebten Kempener Restaurants, das für viele Kempener nicht mehr wegzudenken ist. Auch nach 24 Jahren verwöhnen Seda, Seyran und Mert ihre Gäste mit großer Herzlichkeit.


Einträge in alten Adressbüchern

1898

  • Buckenhüskes, Josef, Manufakturwaarenhandlung, im Branchenteil auch unter Kleidergeschäfte

1912

  • Buckenhüskes, Jos., Schneider u. Manufakturw.-Handlg.
  • Buckenhüskes, Karl, Gerichtsaktuar

1925

  • Buckenhüskes, Jos., Manufakturwaren, Tel. 278

1930/31

  • Buckenhüskes, Josef, Kaufmann

1937

  • Buckenhüskes, Jos., Manufakturwaren, Inh. Wilh. Buckenhüskes

1959

  • Beberdick, Maria, Hausfrau
  • Buckenhüskes, Josef, Textilw., F. 2278
  • Buckenhüskes, Josefine, o. B.
  • Buckenhüskes, Wilh., Kaufmann
  • Naebers, Wilhelmine, Hausgeh.




Quellen:

  1. aus den Erinnerungen von Karl Hamm, siehe unten
  2. Totenzettel Joseph Buckenhüskes
  3. Totenzettel Josefine Buckenhüskes
  4. zweiter Amtsrichter
  5. Im Geburtenverzeichnis findet man Karl Heinrich Buckenhüskes zweimal, am 19. Juli 1859 und am 25. August 1860. Vielleicht ist das erste Kind gestorben und das nächste erhielt ein Jahr später den gleichen Namen.
  6. Todesanzeige Wilhelm Buckenhüskes
  7. In den Unterlagen der Straßengemeinschaft gibt es noch eine Quittung von Buckenhüskes aus Juni 1966
  8. Westdeutsche Zeitung, 2. September 2000, S. 13



Wörtlich aus den Erinnerungen von Karl Hamm:

Mir wurde berichtet, dass mein Großvater Carl Hamm, geb. 1830 in Korschenbroich, in diesem Haus sein Kolonialwaren-Geschäft eröffnete. Er baute dann das Haus Ellenstraße 38 und verlegte 1871 das Geschäft dorthin. Seitdem wurde Ellenstraße 6 das Haus Buckenhüskes.
Josef Buckenhüskes war Schneidermeister. Ich kenne ihn als weißhaarigen schlanken Herrn mit Spitzbart. Seine Gattin war eine kleine, rundliche, freundliche Frau. In dem Haus lebte Sohn Willi Buckenhüskes mit seiner Frau und die unverheiratete Tochter Finchen Buckenhüskes. Willi Buckenhüskes war Textilkaufmann und besuchte Kundschaft außer Haus. Seine Frau kümmerte sich um das im Haus befindliche Weißwaren-Geschäft.
Willi Buckenhüskes war ein froher, lebensbejahender Mann, der im damaligen Kempener Bürgerverein eine führende Rolle spielte.
Nach dem Tod ihres Mannes hat Helmi Buckenhüskes das Haus an Mennen auf Rentenbasis verkauft.