Judenstraße 8

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Gerhard Arnold Mühlen.jpg

Judenstraße 8, Karneval 1939

Haus Ercklentz

Das dreigeschossiges Wohnhaus aus dem 18. Jahrhundert, "Haus Ercklentz", ist durch die Zusammenfassung zweier kleiner, bescheidener Häuser entstanden und um 1800 überarbeitet worden. Ursprünglich war es das Wohnhaus des Bauherrn, Tuchkaufmann Gerhard Arnold Mühlen (1715-1778)[1], der für die Stadt Kempen durch die Mühlen'sche Stiftung von historischer Bedeutung ist. Die 1778 begründete gemeinnützige Stiftung, wird in Kempen "der ewige Pott" genannt und dient heute noch der Stadt und ihrer Kirche.[2]

Aus dieser Zeit dürfte auch die heutige Putzfassade stammen, ebenso wie die geschnitzte eichene Haustür, die, wie auch die Gestaltung im Inneren, Dekorelemente des Empire aufnimmt. Die Fassade ist in fünf Achsen gehalten. Die reich profilierten Fenstergewände sind möglicherweise Folge eines weiteren Umbaus in der Zeit um 1900.

"Nachbesitzer war Peter Anton Thissen, von 1808 bis 1811 Bürgermeister unter der französischen Verwaltung. Von seinen grundlegenden Umbauten zeugt heute noch der prachtvolle Empire-Stil des Erdgeschosses.

RP Artikel Haus Ercklentz

Noch im 19. Jahrhundert folgten weitere Änderungen - unter anderem wurde die Stuckfassade vorgesetzt. Aber bestehen blieb Mühlens Erbe: Die Gliederung in fünf Fensterachsen und die nach oben abnehmende Höhe der Fenster. Ähnlich gegliedert sind andere Häuser des 18. Jahrhunderts wie Judenstraße 5, Peterstraße 14 und 30."[2]

Der ehemalige Stadtarchivar Jakob Hermes schrieb über das Haus im Jahr 1983:

Die mehrfache Veränderung des Hauses ... läßt kaum noch Merkmale des Rokoko erkennen. Der nach Mühlens Tod eingetragene Besitzer Peter Anton Thissen, Maire von 1808 bis 1811, soll sogar einen Neubau anstelle des ursprünglichen Rokokohauses erstellt haben, der im Laufe des 19. Jahrhunderts wieder umgebaut worden ist. Die fünfachsige Front des ersten Hauses ist beibehalten worden. Das Gebäude verfügt neben einer schweren Haustür über eine wertvolle Innenausstattung.[3]

Im Adressbuch von 1879 erscheint der Name Ercklentz unter der Hausnummer 293 unter der Rubrik Colonial- und Specereiwaarenhandlungen. Und zwar mit dem Zusatz "Ferdinand Brücker, Nachfolger". Hier ist zunächst zu prüfen, ob die Hausnummer 293 zur heutigen Judenstraße 8 passt.

Heute wird das Erdgeschoss des Hauses als Gaststätte genutzt. Bis zum 19. April 2014 war in dem Haus die beliebte Gaststätte Bärlins. Inhaber war seit August 1999 Wolfgang Beeren, der zuvor über zehn Jahre unter demselben Namen seine Kneipe in der Ellenstraße 30 betrieb. Im Mai 2014 übernahmen Anja und Uwe Giesecke gemeinsam mit Sascha Terhorst und dessen damaliger Lebensgefährtin Patricia Schmidt das Lokal, jetzt unter dem schönen Namen "Das Ercklentz - Café, Restaurant, Kneipe". Giesecke betrieben zuvor 23 Jahre das Kemp'sche Huus auf der Neustraße. Kurze Zeit später machten Terhorst und Schmidt in dem traditionsreichen Haus an der Judenstraße 8 alleine weiter. Anfang Juli 2019 war dann aber "aus persönlichen Gründen" Schluss. So verkündete es ein Hinweiszettel am Eingang des Lokals.[4]

Seit dem 1. November 2019 ist das traditionsreiche Haus wieder unter neuer Leitung. Die Jung-Gastronomen Matthias Ebbinghaus und Mario Scarpelli wagten mit der Übernahme des Lokals den Schritt in die Selbstständigkeit.[5] Zuletzt wurde das Lokal aber wohl nur noch von Matthias Ebbinghaus geführt.


Die Judenstraße 8 ist in der Denkmalliste eingetragen.





Quellen

  1. 1,0 1,1 siehe hierzu: Hermes, Jakob, Die "Ewige Stiftung" des Kempener Ratsbürgermeisters Gerhard Arnold Mühlen, in: Heimatbuch 1978 des Kreises Viersen, S. 68ff.
  2. 2,0 2,1 Kempen.de - Altstadtrundgang
  3. Hermes, Jakob, Bürgerhäuser im Stadtbild von Kempen - 2. Teil, in: Heimatbuch des Kreises Viersen, 1983, S. 166ff., hier S. 173
  4. Westdeutsche Zeitung, 3. Juli 2019, Kempener Altstadt: Restaurant „Ercklentz“ geschlossen
  5. Rheinische Post, 26.09.2019, Haus Ercklentz - :Neustart für historisches Gasthaus

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