Ellenstraße 3: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Kempedia
Zur Navigation springenZur Suche springen
Zeile 5: Zeile 5:
 
Das Haus wurde am 8. November 1983 als Denkmal eingetragen. Die Denkmalbehörde beschreibt es als "2-geschossiges Giebelhaus in 3 Achsen, 1739 erbaut. Fenster mit Blausteingewänden versehen. Datierung im Türkeilstein. Krüppelwalmdach, alte Haustür."
 
Das Haus wurde am 8. November 1983 als Denkmal eingetragen. Die Denkmalbehörde beschreibt es als "2-geschossiges Giebelhaus in 3 Achsen, 1739 erbaut. Fenster mit Blausteingewänden versehen. Datierung im Türkeilstein. Krüppelwalmdach, alte Haustür."
  
"Im Gegensatz zu den großen Repräsentationsbauten Kuhstraße 31, Judenstraße 5 und Peterstraße 24 wirkt das Haus bescheidener und einfacher, obwohl es auch in die gleiche Stilepoche gehört. Mit seinen drei Geschossen erreicht es zwar eine respektable Höhe, hat aber nur drei Fensterachsen und fügt sich in das Bild der Nachbarhäuser harmonisch ein. Der hohe Eingang mit schmuckem Ornament im hohen Oberlicht fällt ins Auge."<ref>Hermes, Jakob, Das alte Kempen, Krefeld, 1982, S. 144f.</ref>
+
Jakob Hermes schreibt zu dem Haus: "Im Gegensatz zu den großen Repräsentationsbauten Kuhstraße 31, Judenstraße 5 und Peterstraße 24 wirkt das Haus bescheidener und einfacher, obwohl es auch in die gleiche Stilepoche gehört. Mit seinen drei Geschossen erreicht es zwar eine respektable Höhe, hat aber nur drei Fensterachsen und fügt sich in das Bild der Nachbarhäuser harmonisch ein. Der hohe Eingang mit schmuckem Ornament im hohen Oberlicht fällt ins Auge."<ref>Hermes, Jakob, Das alte Kempen, Krefeld, 1982, S. 144f.</ref>
  
Zu Ende des 19. Jahrhunderts hatte in dem Haus Heinrich Leenen eine Möbelschreinerei. Im Adressbuch aus dem Jahr 1898 steht zudem ''Lager in fertigen Möbeln, Patent-Kinderwagen''.<ref>Adressbuch für den Kreis Kempen/Rhein, 1898: Leenen, Heinrich, Möbelschreinerei, Lager in fertigen Möbeln, Patent-Kinderwagen</ref> Heinrich Leenen ist dann aber schon bald gestorben. Karl Hamm, selber Jahrgang 1913, schrieb in seinen Erinnerungen, dass er ihn nicht mehr gekannt habe. Seine Frau aber hatte er als "alte, stets ernste, in Schwarz gekleidete Frau am Fenster des Hauses Ellenstraße 3 in Erinnerung. Nach Unterlagen der Straßengemeinschaft starb sie etwa 1950/51.<ref>Zwischen 09/50 und 07/51: Ausgabe für Kranz Leenen</ref> Heinrich Leenen hatte mit seiner Frau eine Reihe von Töchtern und einen Sohn Willi Leenen. Im Adressbuch des Kreises Kempen-Krefeld aus dem Jahr 1937 steht dann auch nur "Leenen, Elisabeth, Wwe., Damenputz".<ref>Adressbuch für den Kreis Kempen-Krefeld, 1937: Leenen, Elisabeth, Wwe., Damenputz</ref>  Das muss die Frau von Heinrich gewesen sein, die dann später das Geschäft für Damenhüte an ihre Töchter Therese und Elisabeth übergeben hat, die beide ebenfalls Putzmacherinnen waren, aber unverheiratet blieben.
+
Zu Ende des 19. Jahrhunderts hatte in dem Haus Heinrich Leenen eine Möbelschreinerei. Im Adressbuch aus dem Jahr 1898 steht ''Möbelschreinerei, Lager in fertigen Möbeln, Patent-Kinderwagen''.<ref>Adressbuch für den Kreis Kempen/Rhein, 1898: Leenen, Heinrich, Möbelschreinerei, Lager in fertigen Möbeln, Patent-Kinderwagen</ref> Heinrich Leenen ist dann aber schon bald gestorben. Karl Hamm, selber Jahrgang 1913, schrieb in seinen Erinnerungen, dass er ihn nicht mehr gekannt habe. Seine Frau aber hatte er als "alte, stets ernste, in Schwarz gekleidete Frau am Fenster des Hauses Ellenstraße 3 in Erinnerung. Nach Unterlagen der Straßengemeinschaft starb sie etwa 1950/51.<ref>Zwischen 09/50 und 07/51: Ausgabe für Kranz Leenen</ref> Heinrich Leenen hatte mit seiner Frau eine Reihe von Töchtern und einen Sohn Willi Leenen. Im Adressbuch des Kreises Kempen-Krefeld aus dem Jahr 1937 steht nur noch "Leenen, Elisabeth, Wwe., Damenputz".<ref>Adressbuch für den Kreis Kempen-Krefeld, 1937: Leenen, Elisabeth, Wwe., Damenputz</ref>  Das muss die Frau von Heinrich gewesen sein, die dann später das Geschäft für Damenhüte an ihre Töchter Therese und Elisabeth übergeben hat, die beide ebenfalls Putzmacherinnen waren und unverheiratet blieben.
  
Theres war eine gut aussehende Frau, während Lieschen, wie Elisabeth stets genannt wurde, sehr klein war. Das Hutgeschäft war führend in Kempen. Im Anbau in der [[Ölstraße]] war oben ein Atelier mit großen Glasscheiben. Von den Geschwistern Leenen übernahm Anfang der sechziger Jahre Frau Hapka das Geschäft, die mit ihrer Familie aus Ostdeutschland kam. Lieschen Leenen wohnte noch bis zu ihrem Tod im September 1968 im elterlichen Haus.<br>
+
Theres war eine gut aussehende Frau, während Lieschen, wie Elisabeth stets genannt wurde, sehr klein war. Das Hutgeschäft war führend in Kempen. Von den Geschwistern Leenen übernahm Anfang der sechziger Jahre Frau Hapka das Geschäft, die mit ihrer Familie aus Ostdeutschland kam. Lieschen Leenen wohnte noch bis zu ihrem Tod im September 1968 im elterlichen Haus.<br>
Willi Leenen war ein guter Geigenspieler. Abends musizierte er oft mit dem Nachbarn [[Bernhard Hamm]], der ihn am Klavier begleitete. Willi heiratete und hatte zwei Söhne. Großmutter Leenen setzte sie als Erben des Besitzes ein. Theres und Lieschen hatten nur die Nutznießung. Im Februar 1956 starb Therese, im September 1968 dann Leenen, Lieschen.<ref>Aus Unterlagen der Straßengemeinschaft:<br>24.2.56 Kranz Sterbefall Leenen (Theres)<br>
+
Ihr Bruder Willi Leenen war ein guter Geigenspieler. Abends musizierte er oft mit dem Nachbarn [[Bernhard Hamm]], der ihn am Klavier begleitete. Willi heiratete und hatte zwei Söhne. Großmutter Elisabeth Leenen setzte sie als Erben des Besitzes ein. Theres und Lieschen hatten nur die Nutznießung. Im Februar 1956 starb Therese, im September 1968 dann Leenen, Lieschen.<ref>Aus Unterlagen der Straßengemeinschaft:<br>24.2.56 Kranz Sterbefall Leenen (Theres)<br>
 
September 1968 Sterbefall Leenen (Lieschen)</ref>
 
September 1968 Sterbefall Leenen (Lieschen)</ref>
  
Im Anbau in der [[Ölstraße]] war oben ein Atelier mit großen Glasscheiben. In den fünfziger Jahren war dort das Atelier von Bruno Ortmann (Maler und Grafiker, Vater von Rainer Ortmann, der später das Fotogeschäft am Markt hatte).
+
Im Anbau in der [[Ölstraße]] war oben ein Atelier mit großen Glasscheiben.<ref>Aus den Erinnerungen von Karl Hamm</ref> In den fünfziger Jahren war dort das Atelier des Malers und Grafikers Bruno Ortmann (Vater von Rainer Ortmann, der später das Fotogeschäft am Markt hatte).
  
Nach Eintreten des Erbfalles wurde das Haus Anfang der siebziger Jahren an die Eheleute Emil und Rosemarie Wersch verkauft, die darin bis Mitte der Achtziger einen Friseursalon betrieben. Seit dem frühen Tod ihres Mannes ist Rosemarie Wersch alleinige Eigentümerin. Im Geschäftslokal betreibt seit Schließung des Salons Herr Heise unter dem Namen Video-Film-Zentrum eine Videothek. Er wohnt auch im 2. Stock des Hauses. Rosemarie Wersch bewohnt noch heute den rechten Teil des Erdgeschosses.   
+
Nach Eintreten des Erbfalles wurde das Haus Anfang der siebziger Jahren an die Eheleute Emil und Rosemarie Wersch verkauft, die darin bis Mitte der Achtziger einen Friseursalon betrieben. Seit dem frühen Tod ihres Mannes ist Rosemarie Wersch alleinige Eigentümerin. Im Geschäftslokal betreibt seit Schließung des Salons Herr Heise unter dem Namen Video-Film-Zentrum eine Videothek. Er wohnt auch im 2. Stock des Hauses. Rosemarie Wersch bewohnt noch heute den rechten Teil des Erdgeschosses. Die Wohnung im ersten Stock ist etwa seit 2010 unbewohnt.   
  
 
 
 
Aus Erinnerungen: In den fünfziger Jahren war im Hinterhaus ein Atelier von Bruno Ortmann (Maler und Grafiker, Vater von Rainer Ortmann), noch während vorne Leenen bzw. Hapka das Geschäft hatten.
 
  
  
Zeile 32: Zeile 28:
 
:Das Geschäft war führend in Kempen. Im Anbau in der [[Ölstraße]] war oben ein Atelier mit großen Glasscheiben. Nach dem Arbeitsende der Geschwister Leenen übernahm Frau Hapka, die mit ihrer Familie aus Ostdeutschland kam, das Hutgeschäft.
 
:Das Geschäft war führend in Kempen. Im Anbau in der [[Ölstraße]] war oben ein Atelier mit großen Glasscheiben. Nach dem Arbeitsende der Geschwister Leenen übernahm Frau Hapka, die mit ihrer Familie aus Ostdeutschland kam, das Hutgeschäft.
  
:Willi Leenen ist mir als guter Geigenspieler in Erinnerung. Abends musizierte er oft mit dem Nachbarn [[Bernhard Hamm]], der ihn am Klavier begleitete. Willi heiratete und hatte zwei Söhne. Großmutter Leenen setzte sie als Erben des Besitzes ein. Theres und Lieschen hatten nur die Nutznießung. Nach Eintreten des Erbfalles wurde das Haus an den Frisuer Wersch verkauft, der darin ein Frisuergeschäft (Damensalon) betrieb. Seit seinem Tod ist seine Frau alleinige Eigentümerin.
+
:Willi Leenen ist mir als guter Geigenspieler in Erinnerung. Abends musizierte er oft mit dem Nachbarn [[Bernhard Hamm]], der ihn am Klavier begleitete. Willi heiratete und hatte zwei Söhne. Großmutter Leenen setzte sie als Erben des Besitzes ein. Theres und Lieschen hatten nur die Nutznießung. Nach Eintreten des Erbfalles wurde das Haus an den Friseur Wersch verkauft, der darin ein Frisuergeschäft (Damensalon) betrieb. Seit seinem Tod ist seine Frau alleinige Eigentümerin.
 
</small>
 
</small>

Version vom 6. Juni 2013, 19:07 Uhr

Ellenstraße 3, 2013

Haus Leenen

Das Haus wurde am 8. November 1983 als Denkmal eingetragen. Die Denkmalbehörde beschreibt es als "2-geschossiges Giebelhaus in 3 Achsen, 1739 erbaut. Fenster mit Blausteingewänden versehen. Datierung im Türkeilstein. Krüppelwalmdach, alte Haustür."

Jakob Hermes schreibt zu dem Haus: "Im Gegensatz zu den großen Repräsentationsbauten Kuhstraße 31, Judenstraße 5 und Peterstraße 24 wirkt das Haus bescheidener und einfacher, obwohl es auch in die gleiche Stilepoche gehört. Mit seinen drei Geschossen erreicht es zwar eine respektable Höhe, hat aber nur drei Fensterachsen und fügt sich in das Bild der Nachbarhäuser harmonisch ein. Der hohe Eingang mit schmuckem Ornament im hohen Oberlicht fällt ins Auge."[1]

Zu Ende des 19. Jahrhunderts hatte in dem Haus Heinrich Leenen eine Möbelschreinerei. Im Adressbuch aus dem Jahr 1898 steht Möbelschreinerei, Lager in fertigen Möbeln, Patent-Kinderwagen.[2] Heinrich Leenen ist dann aber schon bald gestorben. Karl Hamm, selber Jahrgang 1913, schrieb in seinen Erinnerungen, dass er ihn nicht mehr gekannt habe. Seine Frau aber hatte er als "alte, stets ernste, in Schwarz gekleidete Frau am Fenster des Hauses Ellenstraße 3 in Erinnerung. Nach Unterlagen der Straßengemeinschaft starb sie etwa 1950/51.[3] Heinrich Leenen hatte mit seiner Frau eine Reihe von Töchtern und einen Sohn Willi Leenen. Im Adressbuch des Kreises Kempen-Krefeld aus dem Jahr 1937 steht nur noch "Leenen, Elisabeth, Wwe., Damenputz".[4] Das muss die Frau von Heinrich gewesen sein, die dann später das Geschäft für Damenhüte an ihre Töchter Therese und Elisabeth übergeben hat, die beide ebenfalls Putzmacherinnen waren und unverheiratet blieben.

Theres war eine gut aussehende Frau, während Lieschen, wie Elisabeth stets genannt wurde, sehr klein war. Das Hutgeschäft war führend in Kempen. Von den Geschwistern Leenen übernahm Anfang der sechziger Jahre Frau Hapka das Geschäft, die mit ihrer Familie aus Ostdeutschland kam. Lieschen Leenen wohnte noch bis zu ihrem Tod im September 1968 im elterlichen Haus.
Ihr Bruder Willi Leenen war ein guter Geigenspieler. Abends musizierte er oft mit dem Nachbarn Bernhard Hamm, der ihn am Klavier begleitete. Willi heiratete und hatte zwei Söhne. Großmutter Elisabeth Leenen setzte sie als Erben des Besitzes ein. Theres und Lieschen hatten nur die Nutznießung. Im Februar 1956 starb Therese, im September 1968 dann Leenen, Lieschen.[5]

Im Anbau in der Ölstraße war oben ein Atelier mit großen Glasscheiben.[6] In den fünfziger Jahren war dort das Atelier des Malers und Grafikers Bruno Ortmann (Vater von Rainer Ortmann, der später das Fotogeschäft am Markt hatte).

Nach Eintreten des Erbfalles wurde das Haus Anfang der siebziger Jahren an die Eheleute Emil und Rosemarie Wersch verkauft, die darin bis Mitte der Achtziger einen Friseursalon betrieben. Seit dem frühen Tod ihres Mannes ist Rosemarie Wersch alleinige Eigentümerin. Im Geschäftslokal betreibt seit Schließung des Salons Herr Heise unter dem Namen Video-Film-Zentrum eine Videothek. Er wohnt auch im 2. Stock des Hauses. Rosemarie Wersch bewohnt noch heute den rechten Teil des Erdgeschosses. Die Wohnung im ersten Stock ist etwa seit 2010 unbewohnt.


  1. Hermes, Jakob, Das alte Kempen, Krefeld, 1982, S. 144f.
  2. Adressbuch für den Kreis Kempen/Rhein, 1898: Leenen, Heinrich, Möbelschreinerei, Lager in fertigen Möbeln, Patent-Kinderwagen
  3. Zwischen 09/50 und 07/51: Ausgabe für Kranz Leenen
  4. Adressbuch für den Kreis Kempen-Krefeld, 1937: Leenen, Elisabeth, Wwe., Damenputz
  5. Aus Unterlagen der Straßengemeinschaft:
    24.2.56 Kranz Sterbefall Leenen (Theres)
    September 1968 Sterbefall Leenen (Lieschen)
  6. Aus den Erinnerungen von Karl Hamm


Wörtlich aus den Erinnerungen von Karl Hamm:

Ich sehe eine alte, stets ernste, in Schwarz gekleidete Frau am Fenster des Hauses Ellenstraße 3. Sie war die Gattin des Schreinermeisters Leenen, den ich nicht gekannt habe. Sie hatte eine Reihe von Töchtern und einen Sohn Willi Leenen. Therese und Lieschen waren Putzmacherinnen und hatten ein Geschäft für Damenhüte. Beide waren unverheiratet. Theres war eine gut aussehende Frau, während Lieschen sehr klein war.
Das Geschäft war führend in Kempen. Im Anbau in der Ölstraße war oben ein Atelier mit großen Glasscheiben. Nach dem Arbeitsende der Geschwister Leenen übernahm Frau Hapka, die mit ihrer Familie aus Ostdeutschland kam, das Hutgeschäft.
Willi Leenen ist mir als guter Geigenspieler in Erinnerung. Abends musizierte er oft mit dem Nachbarn Bernhard Hamm, der ihn am Klavier begleitete. Willi heiratete und hatte zwei Söhne. Großmutter Leenen setzte sie als Erben des Besitzes ein. Theres und Lieschen hatten nur die Nutznießung. Nach Eintreten des Erbfalles wurde das Haus an den Friseur Wersch verkauft, der darin ein Frisuergeschäft (Damensalon) betrieb. Seit seinem Tod ist seine Frau alleinige Eigentümerin.