Ellenstraße 3: Unterschied zwischen den Versionen

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"Im Gegensatz zu den großen Repräsentationsbauten Kuhstraße 31, Judenstraße 5 und Peterstraße 24 wirkt das Haus bescheidener und einfacher, obwohl es auch in die gleiche Stilepoche gehört. Mit seinen drei Geschossen erreicht es zwar eine respektable Höhe, hat aber nur drei Fensterachsen und fügt sich in das Bild der Nachbarhäuser harmonisch ein. Der hohe Eingang mit schmuckem Ornament im hohen Oberlicht fällt ins Auge."<ref>Hermes, Jakob, Das alte Kempen, Krefeld, 1982, S. 144f.</ref>
 
"Im Gegensatz zu den großen Repräsentationsbauten Kuhstraße 31, Judenstraße 5 und Peterstraße 24 wirkt das Haus bescheidener und einfacher, obwohl es auch in die gleiche Stilepoche gehört. Mit seinen drei Geschossen erreicht es zwar eine respektable Höhe, hat aber nur drei Fensterachsen und fügt sich in das Bild der Nachbarhäuser harmonisch ein. Der hohe Eingang mit schmuckem Ornament im hohen Oberlicht fällt ins Auge."<ref>Hermes, Jakob, Das alte Kempen, Krefeld, 1982, S. 144f.</ref>
  
Therese und Elisabeth waren Putzmacherinnen und hatten im Haus Ellenstraße 3 ein Geschäft für Damenhüte. Beide waren unverheiratet. Theres war eine gut aussehende Frau, während Lieschen, wie Elisabeth stets genannt wurde, sehr klein war. Sie waren die Töchter des früh verstorbenen Schreinermeisters Leenen und seiner Gattin, einer stets ernsten, in Schwarz gekleideten Frau.<br />
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Zu Ende des 19. Jahrhunderts hatte in dem Haus Heinrich Leenen eine Möbelschreinerei. Im Adressbuch aus dem Jahr 1898 steht zudem ''Lager in fertigen Möbeln, Patent-Kinderwagen''.<ref>Adressbuch für den Kreis Kempen/Rhein, 1898: Leenen, Heinrich, Möbelschreinerei, Lager in fertigen Möbeln, Patent-Kinderwagen</ref> Heinrich Leenen ist dann aber schon bald gestorben. Karl Hamm, selber Jahrgang 1913, schrieb in seinen Erinnerungen, dass er ihn nicht mehr gekannt habe. Seine Frau aber hatte er als "alte, stets ernste, in Schwarz gekleidete Frau am Fenster des Hauses Ellenstraße 3 in Erinnerung. Nach Unterlagen der Straßengemeinschaft starb sie etwa 1950/51.<ref>Zwischen 09/50 und 07/51: Ausgabe für Kranz Leenen</ref> Heinrich Leenen hatte mit seiner Frau eine Reihe von Töchtern und einen Sohn Willi Leenen. Im Adressbuch des Kreises Kempen-Krefeld aus dem Jahr 1937 steht dann auch nur "Leenen, Elisabeth, Wwe., Damenputz".<ref>Adressbuch für den Kreis Kempen-Krefeld, 1937: Leenen, Elisabeth, Wwe., Damenputz</ref>  Das muss die Frau von Heinrich gewesen sein, die dann später das Geschäft für Damenhüte an ihre Töchter Therese und Elisabeth übergeben hat, die beide ebenfalls Putzmacherinnen waren, aber unverheiratet blieben.
Das Hutgeschäft war führend in Kempen. Im Anbau in der [[Ölstraße]] war oben ein Atelier mit großen Glasscheiben. Nach dem Arbeitsende der Geschwister Leenen übernahm Anfang der sechziger Jahre Frau Hapka, die mit ihrer Familie aus Ostdeutschland kam, das Geschäft. Lieschen Leenen wohnte noch bis zu ihrem Tod im September 1968 im elterlichen Haus.
 
  
Therese und Lieschen hatten einen Bruder, Willi Leenen. Er war ein guter Geigenspieler. Abends musizierte er oft mit dem Nachbarn [[Bernhard Hamm]], der ihn am Klavier begleitete. Willi heiratete und hatte zwei Söhne. Großmutter Leenen setzte sie als Erben des Besitzes ein. Theres und Lieschen hatten nur die Nutznießung.
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Theres war eine gut aussehende Frau, während Lieschen, wie Elisabeth stets genannt wurde, sehr klein war. Das Hutgeschäft war führend in Kempen. Im Anbau in der [[Ölstraße]] war oben ein Atelier mit großen Glasscheiben. Von den Geschwistern Leenen übernahm Anfang der sechziger Jahre Frau Hapka das Geschäft, die mit ihrer Familie aus Ostdeutschland kam. Lieschen Leenen wohnte noch bis zu ihrem Tod im September 1968 im elterlichen Haus.<br>
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Willi Leenen war ein guter Geigenspieler. Abends musizierte er oft mit dem Nachbarn [[Bernhard Hamm]], der ihn am Klavier begleitete. Willi heiratete und hatte zwei Söhne. Großmutter Leenen setzte sie als Erben des Besitzes ein. Theres und Lieschen hatten nur die Nutznießung. Im Februar 1956 starb Therese, im September 1968 dann Leenen, Lieschen.<ref>Aus Unterlagen der Straßengemeinschaft:<br>24.2.56 Kranz Sterbefall Leenen (Theres)<br>
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September 1968 Sterbefall Leenen (Lieschen)</ref>
  
Nach Eintreten des Erbfalles wurde das Haus Ende der siebziger Jahren an die Eheleute Emil und Rosemarie Wersch verkauft, die darin bis Mitte der Achtziger einen Friseursalon betrieben. Seit dem frühen Tod ihres Mannes ist Rosemarie Wersch alleinige Eigentümerin. Im Geschäftslokal betreibt seit Schließung des Salons Herr Heise unter dem Namen Video-Film-Zentrum eine Videothek. Er wohnt auch im 2. Stock des Hauses. Rosemarie Wersch bewohnt noch heute den rechten Teil des Erdgeschosses.
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Im Anbau in der [[Ölstraße]] war oben ein Atelier mit großen Glasscheiben. In den fünfziger Jahren war dort das Atelier von Bruno Ortmann (Maler und Grafiker, Vater von Rainer Ortmann, der später das Fotogeschäft am Markt hatte).
  
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Nach Eintreten des Erbfalles wurde das Haus Anfang der siebziger Jahren an die Eheleute Emil und Rosemarie Wersch verkauft, die darin bis Mitte der Achtziger einen Friseursalon betrieben. Seit dem frühen Tod ihres Mannes ist Rosemarie Wersch alleinige Eigentümerin. Im Geschäftslokal betreibt seit Schließung des Salons Herr Heise unter dem Namen Video-Film-Zentrum eine Videothek. Er wohnt auch im 2. Stock des Hauses. Rosemarie Wersch bewohnt noch heute den rechten Teil des Erdgeschosses. 
  
  
  
 
Stichpunkte/Fakten:<br>
 
Unterlagen Straßengem.: <br>
 
Zwischen 09/50 und 07/51: Ausgabe für Kranz Leenen Mutter von Theses und L. (?)<br>
 
24.2.56 Kranz Sterbefall Leenen (Theres ?)<br>
 
September 1968 Sterbefall Leenen (Lieschen)
 
  
 
Aus Erinnerungen: In den fünfziger Jahren war im Hinterhaus ein Atelier von Bruno Ortmann (Maler und Grafiker, Vater von Rainer Ortmann), noch während vorne Leenen bzw. Hapka das Geschäft hatten.
 
Aus Erinnerungen: In den fünfziger Jahren war im Hinterhaus ein Atelier von Bruno Ortmann (Maler und Grafiker, Vater von Rainer Ortmann), noch während vorne Leenen bzw. Hapka das Geschäft hatten.
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:Ich sehe eine alte, stets ernste, in Schwarz gekleidete Frau am Fenster des Hauses [[Ellenstraße]] 3. Sie war die Gattin des Schreinermeisters Leenen, den ich nicht gekannt habe. Sie hatte eine Reihe von Töchtern und einen Sohn Willi Leenen. Therese und Lieschen waren Putzmacherinnen und hatten ein Geschäft für Damenhüte. Beide waren unverheiratet. Theres war eine gut aussehende Frau, während Lieschen sehr klein war.
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:Ich sehe eine alte, stets ernste, in Schwarz gekleidete Frau am Fenster des Hauses Ellenstraße 3. Sie war die Gattin des Schreinermeisters Leenen, den ich nicht gekannt habe. Sie hatte eine Reihe von Töchtern und einen Sohn Willi Leenen. Therese und Lieschen waren Putzmacherinnen und hatten ein Geschäft für Damenhüte. Beide waren unverheiratet. Theres war eine gut aussehende Frau, während Lieschen sehr klein war.
 
:Das Geschäft war führend in Kempen. Im Anbau in der [[Ölstraße]] war oben ein Atelier mit großen Glasscheiben. Nach dem Arbeitsende der Geschwister Leenen übernahm Frau Hapka, die mit ihrer Familie aus Ostdeutschland kam, das Hutgeschäft.
 
:Das Geschäft war führend in Kempen. Im Anbau in der [[Ölstraße]] war oben ein Atelier mit großen Glasscheiben. Nach dem Arbeitsende der Geschwister Leenen übernahm Frau Hapka, die mit ihrer Familie aus Ostdeutschland kam, das Hutgeschäft.
  
 
:Willi Leenen ist mir als guter Geigenspieler in Erinnerung. Abends musizierte er oft mit dem Nachbarn [[Bernhard Hamm]], der ihn am Klavier begleitete. Willi heiratete und hatte zwei Söhne. Großmutter Leenen setzte sie als Erben des Besitzes ein. Theres und Lieschen hatten nur die Nutznießung. Nach Eintreten des Erbfalles wurde das Haus an den Frisuer Wersch verkauft, der darin ein Frisuergeschäft (Damensalon) betrieb. Seit seinem Tod ist seine Frau alleinige Eigentümerin.
 
:Willi Leenen ist mir als guter Geigenspieler in Erinnerung. Abends musizierte er oft mit dem Nachbarn [[Bernhard Hamm]], der ihn am Klavier begleitete. Willi heiratete und hatte zwei Söhne. Großmutter Leenen setzte sie als Erben des Besitzes ein. Theres und Lieschen hatten nur die Nutznießung. Nach Eintreten des Erbfalles wurde das Haus an den Frisuer Wersch verkauft, der darin ein Frisuergeschäft (Damensalon) betrieb. Seit seinem Tod ist seine Frau alleinige Eigentümerin.
 
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Version vom 6. Juni 2013, 17:56 Uhr

Ellenstraße 3, 2013

Haus Leenen

Das Haus wurde am 8. November 1983 als Denkmal eingetragen. Die Denkmalbehörde beschreibt es als "2-geschossiges Giebelhaus in 3 Achsen, 1739 erbaut. Fenster mit Blausteingewänden versehen. Datierung im Türkeilstein. Krüppelwalmdach, alte Haustür."

"Im Gegensatz zu den großen Repräsentationsbauten Kuhstraße 31, Judenstraße 5 und Peterstraße 24 wirkt das Haus bescheidener und einfacher, obwohl es auch in die gleiche Stilepoche gehört. Mit seinen drei Geschossen erreicht es zwar eine respektable Höhe, hat aber nur drei Fensterachsen und fügt sich in das Bild der Nachbarhäuser harmonisch ein. Der hohe Eingang mit schmuckem Ornament im hohen Oberlicht fällt ins Auge."[1]

Zu Ende des 19. Jahrhunderts hatte in dem Haus Heinrich Leenen eine Möbelschreinerei. Im Adressbuch aus dem Jahr 1898 steht zudem Lager in fertigen Möbeln, Patent-Kinderwagen.[2] Heinrich Leenen ist dann aber schon bald gestorben. Karl Hamm, selber Jahrgang 1913, schrieb in seinen Erinnerungen, dass er ihn nicht mehr gekannt habe. Seine Frau aber hatte er als "alte, stets ernste, in Schwarz gekleidete Frau am Fenster des Hauses Ellenstraße 3 in Erinnerung. Nach Unterlagen der Straßengemeinschaft starb sie etwa 1950/51.[3] Heinrich Leenen hatte mit seiner Frau eine Reihe von Töchtern und einen Sohn Willi Leenen. Im Adressbuch des Kreises Kempen-Krefeld aus dem Jahr 1937 steht dann auch nur "Leenen, Elisabeth, Wwe., Damenputz".[4] Das muss die Frau von Heinrich gewesen sein, die dann später das Geschäft für Damenhüte an ihre Töchter Therese und Elisabeth übergeben hat, die beide ebenfalls Putzmacherinnen waren, aber unverheiratet blieben.

Theres war eine gut aussehende Frau, während Lieschen, wie Elisabeth stets genannt wurde, sehr klein war. Das Hutgeschäft war führend in Kempen. Im Anbau in der Ölstraße war oben ein Atelier mit großen Glasscheiben. Von den Geschwistern Leenen übernahm Anfang der sechziger Jahre Frau Hapka das Geschäft, die mit ihrer Familie aus Ostdeutschland kam. Lieschen Leenen wohnte noch bis zu ihrem Tod im September 1968 im elterlichen Haus.
Willi Leenen war ein guter Geigenspieler. Abends musizierte er oft mit dem Nachbarn Bernhard Hamm, der ihn am Klavier begleitete. Willi heiratete und hatte zwei Söhne. Großmutter Leenen setzte sie als Erben des Besitzes ein. Theres und Lieschen hatten nur die Nutznießung. Im Februar 1956 starb Therese, im September 1968 dann Leenen, Lieschen.[5]

Im Anbau in der Ölstraße war oben ein Atelier mit großen Glasscheiben. In den fünfziger Jahren war dort das Atelier von Bruno Ortmann (Maler und Grafiker, Vater von Rainer Ortmann, der später das Fotogeschäft am Markt hatte).

Nach Eintreten des Erbfalles wurde das Haus Anfang der siebziger Jahren an die Eheleute Emil und Rosemarie Wersch verkauft, die darin bis Mitte der Achtziger einen Friseursalon betrieben. Seit dem frühen Tod ihres Mannes ist Rosemarie Wersch alleinige Eigentümerin. Im Geschäftslokal betreibt seit Schließung des Salons Herr Heise unter dem Namen Video-Film-Zentrum eine Videothek. Er wohnt auch im 2. Stock des Hauses. Rosemarie Wersch bewohnt noch heute den rechten Teil des Erdgeschosses.



Aus Erinnerungen: In den fünfziger Jahren war im Hinterhaus ein Atelier von Bruno Ortmann (Maler und Grafiker, Vater von Rainer Ortmann), noch während vorne Leenen bzw. Hapka das Geschäft hatten.


  1. Hermes, Jakob, Das alte Kempen, Krefeld, 1982, S. 144f.
  2. Adressbuch für den Kreis Kempen/Rhein, 1898: Leenen, Heinrich, Möbelschreinerei, Lager in fertigen Möbeln, Patent-Kinderwagen
  3. Zwischen 09/50 und 07/51: Ausgabe für Kranz Leenen
  4. Adressbuch für den Kreis Kempen-Krefeld, 1937: Leenen, Elisabeth, Wwe., Damenputz
  5. Aus Unterlagen der Straßengemeinschaft:
    24.2.56 Kranz Sterbefall Leenen (Theres)
    September 1968 Sterbefall Leenen (Lieschen)


Wörtlich aus den Erinnerungen von Karl Hamm:

Ich sehe eine alte, stets ernste, in Schwarz gekleidete Frau am Fenster des Hauses Ellenstraße 3. Sie war die Gattin des Schreinermeisters Leenen, den ich nicht gekannt habe. Sie hatte eine Reihe von Töchtern und einen Sohn Willi Leenen. Therese und Lieschen waren Putzmacherinnen und hatten ein Geschäft für Damenhüte. Beide waren unverheiratet. Theres war eine gut aussehende Frau, während Lieschen sehr klein war.
Das Geschäft war führend in Kempen. Im Anbau in der Ölstraße war oben ein Atelier mit großen Glasscheiben. Nach dem Arbeitsende der Geschwister Leenen übernahm Frau Hapka, die mit ihrer Familie aus Ostdeutschland kam, das Hutgeschäft.
Willi Leenen ist mir als guter Geigenspieler in Erinnerung. Abends musizierte er oft mit dem Nachbarn Bernhard Hamm, der ihn am Klavier begleitete. Willi heiratete und hatte zwei Söhne. Großmutter Leenen setzte sie als Erben des Besitzes ein. Theres und Lieschen hatten nur die Nutznießung. Nach Eintreten des Erbfalles wurde das Haus an den Frisuer Wersch verkauft, der darin ein Frisuergeschäft (Damensalon) betrieb. Seit seinem Tod ist seine Frau alleinige Eigentümerin.