Markt 5

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Vergleichsbild: Markt 5 um 1910 und heute
Schützenumzug vor Markt 5 und 6 in den fünfziger Jahren

Dreigeschossiges Wohn- und Geschäftshaus mit straßenparallelem Dachfirst und vorgesetztem Dreiecksgiebel. Die Fassade gliedert sich in drei Achsen. Im Erdgeschoss ist eine Schaufensteranlage eingebaut, die jedoch die Dreiachsigkeit fortsetzt. Im I. und II. OG sind die originalen Fenstergewände noch erhalten. Die Fenster selbst sind mit Sprossenteilung versehen. Die geputzte Fassade ist horizontal durch zwei kräftige Gesimse untergliedert.[1]

Bevor Ende des 19. Jahrhunderts die Kempener Straßen eigene Hausnummern bekamen, trug das Haus die Nummer 1, hatte also quasi die schöne Adresse Kempen 1. 1861 erscheint darunter im Adressbuch noch "Coppens, Gottfr., Manufacturwhdlg."; schon 1879 findet man aber den Namen Deckers, und zwar im Eintrag "Deckers, Anton, Galanteriew.- Tabak- u. Zigarrenhandlg.".

Die Bewohner nach 1940

Nach dem Tod von Anton Deckers jun., der Haus und Geschäft von seinem Vater Anton übernommen hatte, der es 1873 gegründet hatte, führte seine Witwe Maria Deckers das Porzellangeschäft, zusammen mit der Tochter Maria (Mary) Deckers bis 1943 weiter. Die Zigarrenfabrik im Hinterhaus wurde aufgegeben. Während des 2. Weltkrieges wurden durch "Einquartierungen" verschiedene weitere Bewohner in dem Haus aufgenommen.

Nach 1945 lebten in der ersten Etage Maria und Mary Deckers mit der 1942 geborenen Hella, später verheiratete Hella Furtwängler, die auch fern von Kempen viel für dieses Wiki getan hat und der auch deshalb eine eigene Seite gewidmet ist. In der 2. Etage wohnte das Ehepaar Bastian mit dem erwachsenen Sohn Peter und einer Tochter, die um 1949 ihre kleine Tochter durch Diphterie verlor. Verschiedentlich gab es auch möblierte Untermieter, deren Namen aber nicht mehr bekannt sind; u.a. 1947 ein Uhrmacher der Firma Uhren Kempkens von der Peterstraße.

Das Ladengeschäft wurde an das Ehepaar Funken verpachtet, die dort ein Lebensmittelgeschäft betrieben und mit ihren Kindern im Hinterhaus wohnten. Das Schaufenster (im Bild rechts) war lange Zeit eine Verkaufsstelle für selbstgemachtes Eis. Später betrieb dort Johnni Weimann aus Krefeld als Untermieter seine erste Eis- und Pommes-Frites-Verkaufsstelle, in der so mancher seine ersten "deutschen" - und ersten Kempener überhaupt - Pommes an der Schaufensterbude von Feinkost Funken (Markt 5) aus der Pergamenttüte gegessen hat.[2]

Blick durch die Arkaden des "Niermannhauses" auf Markt 5 mit "Die Wäschetruhe", 2009

Ende 1950 wechselten die Mieter. Der Düsseldorfer Heinz Biefang, der zuvor den Gasthof "Tivoli" am Bahnhof bewirtschaftet hatte, zog mit Ehefrau und drei Töchtern ins Hinterhaus und richtete vorne im ehemaligen Ladenlokal als Wirt sein "Marktstübchen" ein, welches er bis 1971 mit seiner Ehefrau betrieb. Die Pommes-Frites-Bude im Büdchen vorne rechts blieb aber zunächst noch parallel bestehen.[3]

Danach bewirtschafteten für ein gutes halbes Jahr Ana und "Branko" Opacak aus Kroatien dort ihr erstes Lokal, welches 1972 nach einem Kurzschluss in der Elektrik ausbrannte (siehe auch Ellenstraße 1).

Maria Deckers lebte noch bis 1974 in der zweiten Etage, da die erste Etage durch den Brand unbewohnbar geworden war. Dann wurde das Haus nach vier Generationen im Familienbesitz an den Kempener Bauunternehmer Heckmann verkauft. Es wurde gründlich instandgesetzt und kernsaniert und hat heute neben dem Geschäftslokal, verschiedene abgeschlossene Mietwohnungen.



Bis Ende 2009, als sich dort das Herrenausstattungsgeschäft Die Cravatte niedergelassen hat[4], war in dem Haus ein Modegeschäft Markt 5 der Familie Diedeling, anschließend (spätestens 2004) Die Wäschetruhe von Gerda Kleinertz beheimatet. Dort bekam man Tag- und Nachtwäsche für Damen und Herren und Mode für Tisch, Bett und Bad.[5]

Dann war im Haus ein Rieker Store mit Schuhen der Marke Rieker. Mandy und Jürgen-Dieter Gluch als Inhaber erweiterten Ihre Präsenz neben Krefeld und Tönisvorst auch in Kempen. Anfang 2021 zog das Geschäft aber zur Burgstraße 2 an der Ecke zur Engerstraße, so dass das Ladenlokal gut ein Jahr verwaist war. Seit Februar 2022 ist wieder Leben eingekehrt. Da hat Beata Karasch ihren Braut Concept Store für Abendkleider und Brautmoden eröffnet. Die prachtvolle Dekoration im Schaufenster ist von weitem sichtbar.





Adressbuch 1861:

  • Coppens, Gottfr., Manufacturwhdlg., Kempen, Haus-Nr. 1

Adressbuch 1879:

  • Deckers, Anton, Cigarrenfabrik u. -Handlung, Kempen, Haus-Nr. 1

Adressbuch 1898:

  • Deckers, Anton, Porzellan- u. Galanteriewarenhandlung

Adressbuch 1912:

  • Deckers, Anton, Galanteriew.- Tabak- u. Zigarrenhandlg.

Adressbuch 1925:

  • Deckers, Ant., Kaufmann

Adressbuch 1930/31:

  • Deckers, Anton, Kaufmann, Glas- u. Porzellangeschäft, Haushaltsartikel

Adressbuch 1937:

  • Deckers Maria, Wwe. Galanterie- u. Tabakwaren

Adressbuch 1959:

  • Bastian, Hans, Rentner
  • Biefang, Heinz, Gaststätte Marktstübchen, F. 337
  • Deckers, Maria, o. B.




Fotogalerie - Bilddokumente von Anno Dazumal:



Verweise auf externe Websites:

Website Min Kempe (derzeit offline)

Denkmalliste



Quellen:

  1. Satzung der Stadt Kempen für den Denkmalbereich Nr. 1 "Stadtkern Kempen mit umgebenden Wallanlagen" gemäß § 5 Denkmalschutzgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen (DSchG) vom 12.April 1990
  2. Hella Furthwängler, die oben im Haus wohnte, in einem Facebook-Thread in: "Du kommst aus Kempen wenn...", 27.6.2012
  3. Hella Furthwängler, die oben im Haus wohnte, in einem Facebook-Thread in: "Du kommst aus Kempen wenn..."
  4. Unterlagen des Werberings: Blumen-Quittung vom 19.12.09 zur Eröffnung "Die Cravatte"
  5. Anzeige im Telefonbuch von 2004