Mülhauser Str. 39

Aus Kempedia
Zur Navigation springenZur Suche springen

Die heutige Mülhauser Str. 39 hatte vor der Neu-Nummerierung die Nummer 13.

Das Adressbuch von 1912 zeigt unter der Hausnummer 13a das Königliche Zollamt I. Klasse unter Leitung von Oberzolleinnehmer Karl Roeseler und dem Zollaufseher Karl Olbrich.

1931 wohnte hier der Schreinermeister Peter Kramer. 1937 erscheint der Eintrag mit dem Zusatz Möbelschreinerei unter der Hausnummer 39. Auch 1959 findet man hier noch den Eintrag Kramer, Peter, Wwe., Schreinerei, so dass es sich wohl tatsächlich um die heutige Nummer 39 handelt.


Unter der Adresse Mülhauser Str. 13 erscheint im Adressbuch von 1898 noch der Bildhauer Friedrich Kramer, nach dem vor einigen Jahren in Kempen eine Straße benannt wurde - wahrscheinlich Peters Vater. Friedrich Kramer ware verheiratet mit Helene Anstötz - wahrscheinlich auch von der Mülhauser Straße. Unter Kempen.de findet man zu ihm und zur Familie Kramer und insbesondere seinem Bruder Konrad folgende Erläuterungen:[1]

Bildschnitzer und Restaurator; gemeinsame Werkstatt mit Bruder Konrad

Mit dem Namen "Kramer" wird in Kempen vor allem der Restaurator und Sammler Konrad Kramer in Verbindung gebracht, dessen umfangreiche Sammlung den Grundstock für das Städtische Kramer-Museum bildete. Mit der Benennung einer Straße im "Künstler-Viertel" am Krefelder Weg sollte schließlich auch an den jüngeren Bruder Friedrich Kramer erinnert werden.

Die Eltern von Friedrich und Konrad hatten in Köln eine Buchdruckerei betrieben und ein wunderschönes, 1615 erbautes Haus am Wallraffplatz besessen. Am 1. April 1835 kam Sohn Konrad zur Welt, am 2. Oktober 1839 sein Bruder Friedrich. Nachdem die Eltern früh gestorben waren, mussten sich die beiden Jungen zusammen mit ihrer Schwester allein durchbringen. Wie es in dem Buch "Der Antwerpener Altar in St. Georg Vreden" heißt, wurden die beiden Brüder "als Bildschnitzer und Restauratoren in der Werkstatt des Kölner Bildhauers Christoph Stephan ausgebildet".

Der damalige Kempener Pfarrer Anton Boes holte die beiden Restauratoren nach Kempen. Sie sollten hier Orgel und Altäre der Pfarrkirche wieder herstellen. Dies wurde offensichtlich so zur vollen Zufriedenheit ausgeführt, dass zahlreiche Anschlussaufträge aus anderen Städten und Gemeinden folgten. Da lohnte es sich für die Kramer-Brüder, hier sesshaft zu werden: Sie gründeten gemeinsam eine Schreiner- und Bildhauerwerkstatt. Die Qualität der dort geleisteten Arbeit sprach sich herum, das Unternehmen florierte und die aus Köln stammenden Kunsthandwerker kamen zu Wohlstand.

Während Konrad zeitlebens Junggeselle blieb und sich den Haushalt von der gemeinsamen Schwester führen ließ, heiratete Friedrich wenige Jahre später, 1866, Helene Anstötz. Aus dieser Ehe stammten zwölf Kinder. Die Kramer-Brüder bauten sich auf der Mülhauser Straße große Häuser. Konrad benötigte viel Raum für seine ständig wachsende Sammlung, Friedrich hingegen brauchte Platz für seine Großfamilie. Die unterschiedliche Lebensweise führte zwar nicht zu familiären Differenzen, dafür gab es jedoch Streitigkeiten innerhalb der gemeinsamen Werkstatt, in der Konrad offensichtlich den Ton angeben wollte. Daher stand es in späteren Jahren nicht zum Besten um das Einvernehmen der beiden Brüder zueinander.

Am 7. Mai 1902 starb Friedrich Kramer im Alter von 66 Jahren. In der Todesanzeige, in der er als Bildhauer bezeichnet wird, hieß es: "Eine heimtückische, schmerzliche Krankheit, die er mit Geduld ertrug, entkräftete ihn allmählich und machte seinem Schaffen ein Ende ... Möge der Herr, dessen Wohnungen hier auf Erden durch Werke seiner Kunstfertigkeit auszuschmücken die Lebensaufgabe des Dahingeschiedenen war, ihm ein gnädiger Richter sein und ihn die Herrlichkeit der himmlischen Wohnungen genießen lassen."