Donkring 3

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Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts wohnte hier aber eine besondere Persönlichkeit, der Jakob Hermes die untenstehenden Zeilen widmete - der Klanten Tött. Verwunderlich, dass Hermes nicht das Lied vom Klanten-Tött erwähnt, dass noch Jahrzehnte später in vielen lustigen Runden gesungen wurde, und zu immer wieder neue Strophen gedichtet wurden. Vielleicht können wir ja hier auf einer eigenen Seite ein paar Strophen sammeln.

Engelbert Klanten

Im Volksmund hieß er Tött und Tött-Tött, weil er stotterte. Der mittelgroße Mann war stolz auf seinen kurzen Schnauzbart und nie ohne Hängepfeife im Mund anzutreffen. Er wohnte auf dem Donkring[1] im jetzigen Haus der Bäckerei Hubbertz. Berühmt wurde er weniger als Landwirt denn als Fäkalienunternehmer. Wem klingt nicht noch das gleichmäßige Tuckern seiner mit dem Schornstein bestückten Dampfmaschine in den Ohren, die das Entleeren der Gruben besorgte und der undichten Schlauchleitungen wegen Auge und Nase des nichtsahnenden Passanten über die Nähe des "anrüchigen" Fuhrparks von Tött unterrichtete. Er war ein sehr aufmerksamer Beobachter seiner Maschinerie und ein schnellfüßiger Mann, wenn ein frecher Bengel ihm seinen Spitznamen "Tött-Tött" nachtief. Dann entspann sich ein Wettlauf, der meist mit schallenden Ohrfeigen für den Übeltäter endete. Aber einmal kam es nicht zu dem üblichen Abschluß. Tötts Fuhrpark war aufgebaut und seit Minuten dabei, die abfuhrbereite Jauchekarre zu füllen. Da schlichen sich in einem unbewachten Augenblick zwei Rangen an die Karre, zogen den dicken Holzpfropfen aus dem Verschluß und gaben in gleicher Sekunde Fersengeld. Das klatschende Geräusch des sich ergießenden Strahls rief den Maschinisten auf den Plan, der erst nach kostbaren Sekunden seine Karre wieder dicht machen konnte. Dann gab er vor einer abseits stehenden Schar Schaulustiger in einem unverständlichen Wortgestammel seinem Arger Luft, alter Gewohnheit nach auf Zehenspitzen stehend, um seine Schimpfkanonade schneller und sicherer herausschießen zu können. Mit schnuppernder Nase fand er bald darauf die Spur der Übeltäter. Sie führte zur Rabenstraße, wo die Eltern der beiden dem aufgeregten Tött den Strafvollzug abnahmen. Wollte man ihn vollends verwirren, brauchte man bei einer Unterhaltung nur an einem Rockknopf zu drehen. Es dauerte nicht lange, dann konnte er kein Wort mehr herausbringen.[2]

Es gibt sogar ein Lied mit vielen selbst gedichteten Strophen über ihn, das schon so manchen lustigen Abend geprägt hat, wenn immer weitere Strophen hinzukamen. Gesungen wird des auf die Melodie von "Alle Vögel sind schon da". Einige Strophen und einen Link zu einer professionellen musikalischen Darbietung findet man auf der Seite über das Lied vom Klanten Tött.

Das "Deutsche Eck" und daneben die Bäckerei Hubbertz[3]
Bäckerei Egging/Hubbertz

Das Bäckerhandwerk hatte eine lange Tradition am Donkring 3. Schon 1937 erscheint der Bäckermeister Fritz Dammer im Adressbuch der Stadt Kempen. Nach dem Krieg taucht der Name „Bäckerei Egging" auf. Später übernahmen Theo und Maria Hubbertz das Geschäft, die hier bis 1984 in der Backstube standen. „Es gab für Stammkunden zum Jahreswechsel immer einen großen Weißbrot-Bretzel (Neujährchen) und ein herzliches Frohes neues Jahr" berichtet Edith Heyer. Nach 1984 führte die Familie Lamers den Betrieb, zunächst Gerhard und Käthe, danach ihr Sohn Martin, der die Bäckerei am 30.09.2009 aufgab.[4]


Bäckerei Lamers macht dicht

Schade: Die Bäckerei Lamers am Donkring 3 und auch im Hagelkreuz am Concordienplatz 1 macht Ende des Monats dicht. Damit verabschiedet sich einer der letzten Handwerksbetriebe aus der Altstadt. "Aus wirtschaftlichen Gründen ist der Ofen ab Oktober aus", bedauert Bäckermeister Martin Lamers (46) den Schritt. Vor 23 Jahren haben die Eltern Gerhard und Käthe Lamers aus Kaldenkirchen die Backtradition in Kempen am Altstadtring etabliert. Drei Jahre später kam die Filiale am Conci hinzu, die von der Schwester Sabine Lamers geführt wird. Dort gibt es mit der Bäckerei Janssen aus Kerken - die in St. Hubert bereits eine Kempener Filiale betreibt - einen Nachfolger. Am Donkring ist die Zukunft des Ladenlokals noch ungewiss.[5]


Einträge in alten Adressbüchern:

1912

  • Klanten, Engelb., Landw. u. Handelsproduktenhändler u. Latrinenreinigungsgeschäft

1925

  • Klanten, Engelb., Ladwirt

1959

  • Hubbertz, Theodor, Bäckerei Konditorei, F. 570
  • Peun, Johs., Beh. Ang.



Quellen:

  1. vgl. Adressbücher von 1912 und 1925
  2. Hermes, Jakob, Kempener "Romantiker" vor einem halben Jahrhundert, in: Heimatbuch für den Kreis Kempen-Krefeld, 1961, S. 113ff.
  3. Bild: Heinz Cobbers, in: Storz, Andreas, Kulinarisches Kempen von 1898 bis heute, 2011, S. 44
  4. Zeitzeugenberichte von Karl-Heinz Hermans und Edith Heyer laut Ausstellung im Rathaus 01/2023
  5. Altstadtgeflüster, WZ-Newsline, 7.9.2007