Ellenstraße 37

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Ellenstraße 37, 2013
Ellenstraße 37, 2001
Ellenstraße 37, 1979
Datei:Ellenstrasse 37 1995.jpg
Ellenstraße 37, 1995

Zum Ende des 19. Jahrhunderts betrieb in dem alten Fachwerkhaus Nicola Lehnen eine Gemischtwarenhandlung. Im Adressbuch für den Kreis Kempen/Rhein sind unter ihrem Namen aufgelistet: "Colonial-, Farb-, Materialien-, Glas- und Porzellanhandlung, Tabak und Cigarren, Hefehandlung, täglich frisch." Im Branchenteil des Buches steht das Geschäft auch unter Tapeten, hier aber wahrscheinlich fälschlicherweise unter Nicolaus Lehnen. Außerdem wohnte im Haus der Hausirer (ja, mit einfachem i) Johann Frohnhoffs (im Branchenteils steht Frohnhoff).[1]

1937 erscheint dann schon Heinen Willy im Adressbuch.[2] Wilhelm Heinen hatte das Haus in dem Jahr von Lehnen gekauft und war mit seinem Betrieb und seiner Familie zur Ellenstraße gezogen. Von 1920 bis 1937 wohnten sie zuvor in dem alten Pielen-Haus auf der Kuhstr. 6 und hatten da das Obst- und Gemüsegeschäft. Das Pielen-Haus wurde viele Jahre später im Zuge der Stadtsanierung versetzt und beherberg heute das Kemp'sche Huus. Auf der Ellenstraße führte vorrangig Wilhelms Frau Margarethe, geboren 1900 als Margarethe Voss, noch bis 1970 das Obst- und Gemüsegeschäft fort. Ihr Mann Wilhelm führte die Gärtnerei außerhalb der Stadtmauern (wo?). Wilhelm Heinen starb im Januar 1969, seine Frau Margarethe 1980. Seitdem wohnte im Haus niemand mehr. Ganz oben im zweiten Stock wohnte nach dem Krieg auch Familie Wagemanns. Josef Wagemanns starb im Mai 1968.

Nachdem Margarethe Heinen ihr Obst- und Gemüsegeschäft aufgegeben hat, eröffnete Sohn Wilhelm-Josef, allen besser bekannt als Wijo, in dem Geschäftslokal ein Blumengeschäft und führte es bis Ende 2000.[3].

Mitte 1996 wurde das alte Haus abgerissen, und es musste einem Neubau weichen. Das Gebäude war schon lange nicht mehr bewohnbar. Die alte Substanz war ziemlich marode. Es war zwar nie in der Denkmalrolle eingetragen. Der Landeskonservator machte aber unmissverständlich deutlich, dass das Haus ein Denkmal sei. Er sah aber ein, dass es keine Möglichkeit gab, das Gebäude zu erhalten. So wurde dann vor dem Abbruch das gesamte Gebäude und jeder einzelne Eichenbalken aufwendig durch Aufzeichnungen und Fotos dokumentiert.

Wijo Heinen hatte Ende der achtziger Jahre das Haus an die benachbarten Eheleute Karl und Gerta Hamm verkauft. Eine Zusammenlegung des Grundstücks mit dem dahinter gelegenen Lagergebäude bot sich einfach an. Zusammen mit seinem Sohn Rainer Hamm und dessen Frau Christiane begleitete Karl Hamm noch die vorbereitenden Abbrucharbeiten des Lagergebäudes. Die Fertigstellung aller Baumaßnahmen hat er aber leider nicht mehr erlebt. Ende 1997 war der Neubau dann bezugsfertig. In etwa einem Jahr war ein großes Wohn- und Geschäftshaus mit zwei Geschäftslokalen und vier Wohnungen entstanden. Da sämtliche Ziegelsteine des Lagergebäudes verwahrt und für die hintere Verklinkerung des Neubaus verwendet wurden, fügt sich das neue Gebäude harmonisch in die alte Hinterhof-Atmosphäre der Kempener Innenstadt.

Wijo betrieb während der Bauphase sein Geschäft in einem provisorischen Bürocontainer am Parkplatz an der Heilig-Geist-Straße. Anschließend zog er in die neuen Geschäftsräume an alter Stelle und bereicherte noch mehr als zuvor das Sortiment mit seinen Ölgemälden. Ab 2001 konzentrierte er sich dann voll auf die Malerei und gab den Blumenhandel auf. Bis 2012 hatte er noch ein Atelier in der Tiefstraße. Auch ohne Atelier ist er aus der Kempener Künstlerszene nicht wegzudenken.

In dem Ladenlokal eröffnete zum 1. August 2001 dann Anita Ficht ihren Friseursalon Die flinken Scheren. Zuvor hatte sie einen Salon auf der Engerstraße. Zum 1. Januar 2006 hat sie dann ihr kleines Unternehmen an die Familie Zobel aus Duisburg verkauft, die schon einige Friseursalons in der Region betrieben. Undurchsichtige Eigentumsverhältnisse und diverse Insolvenzen machten den Vermietern Rainer und Christiane Hamm aber wenig Freude. Zum 31.12.2011 wurde der Salon geschlossen. Das Ladenlokal stand dann einige Monate leer. An der Stelle seines Elternhauses sorgte aber wieder Wijo Heinen mit seinen Bildern für ein ansprechendes Erscheinungsbild. Im August 2012 eröffnete Dorothee Zäske zur Freude aller Ellenstraßler ihr Wollgeschäft Wolle und mehr.


Bilder:
Quellen:
  1. Adressbuch für den Kreis Kempen/Rhein, 1898
    • Frohnhoff oder Frohnhoffs, Joh., Hausierer
    • Lehnen, Nicola, Colonial-, Farb-, Materialien-, Glas- und Porzellanhandlung, Tabak und Cigarren, Hefehandlung, täglich frisch (im Branchenteil steht Lehnen, Nicolaus unter Tapeten)
  2. Adressbuch für den Kreis Kempen-Krefeld, 1937
    • Heinen, Willy, Gärtnerei
  3. Aus Mietvertrag ersichtlich