Ellenstraße 36

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Ellenstraße 36, 2013
Ellenstraße 36, 2013
Ellenstraße 36, Aus dem Haus Rath/Keuthen wird das Treppchen

Das heutige Treppchen

Jakob Hermes schreibt über das Haus Ellenstraße 36: "Ein dreigeschossiges Haus mit sechs Fensterachsen, durch zwei risalitartig vorspringende Pfeiler in drei Abschnitte unterteilt, trägt ohne Zweifel nach neuem Anstrich zur Verschönerung des Stadtbildes bei. Nach dem Alter des schönen Portals zu urteilen, wurde es Ende des 18. Jahrhunderts erbaut, dürfte aber im letzten Jahrhundert verändert worden sein."[1] Das Haus wurde am 26. September 1983 als Denkmal eingetragen. Die Beschreibung der Denkmalbehörde lautet: "Dreigeschossiges Wohnhaus (18. Jh.) in drei Doppelachsen. Spätklassizistiche Putzfassade mit Pilastergliederung zu Ende des 19.Jh. vorgeblendet. Alte Rokokotür in der Mittelachse."

Zum Ende des 19. Jahrhunderts betrieb Heinrich Goertsches in dem Haus ein Restaurant. Wilhelmine Gortsches hatte zur gleichen Zeit ein Putzgeschäft (Damenhüte). Außerdem hatte der Jude Isidor Rath dort einen kleinen Bauernhof und betrieb Viehhandel.[2]

Isidor Rath erscheint als Rentner auch noch im Adressbuch von 1937 unter Ellenstraße 38. Er starb aber wohl schon 1936 eines natürlichen Todes. Seine zweite Ehefrau Julie, geb. Wolf, verstarb erst 1938.[3]

Außerdem weist das Adressbuch von 1937 noch weitere Personen auf, die dort sicher zum Teil mit ihren Familien lebten, nämlich den Schreiner Theodor Hahnen, den Arbeiter Johann Mertes, den Rentner Heinrich Schlaffen und dessen Sohn, den Anstreicher Heinrich Schlaffen jr.[4] Vor dem Krieg und bis Ende der 50er wohnte im zweiten Stock Karl Heidenreich. Und nach 1945 bis etwa 1975 wohnte im Haus Frau Höhner; sie hatte dort auch eine kleine Schneiderei.[5]

Ebenfalls nach dem Krieg verlegte Gerhard Keuthen sein Milchgeschäft von der Oelstraße 16 zur Ellenstraße 36. Das Geschäft befand sich in der rechten Hälfte des Hauses. Man betrat das Haus über einen kleinen Flur und lief dann auf die Theke zu, an der noch Milch lose in die mitgebrachte Milchkanne gepumpt wurde. Geradeaus führte eine alte Treppe in den ersten Stock. Gerhards Sohn Josef Keuthen führte das Geschäft noch bis maximal 1970 gemeinsam mit seiner Frau fort. Gerhards Frau starb im November 1959.[6]
Familie Keuthen wohnte in der Zeit über dem Milchgeschäft. Josef hatte mit seiner Frau drei Kinder. Hinter dem Haus hielten sie zeitweise mitten in der Kempener Innenstadt ein Pony. Nach Aufgabe des Geschäftes wohnten Keuthen noch einige Zeit weiter im Haus und auch kurz im Nachbarhaus Ellenstraße 35, bevor sie Kempen verließen und nach Süchteln zogen. Zumindest das Erdgeschoss des Hauses stand nach Schließung des Geschäftes einige Jahre leer.

Bis 1980 wurde das Haus unter Leitung von Architekt Ruland vollkommen durchgebaut. Lediglich die Treppe blieb stehen, weil sie unter Denkmalschutz steht. Die schöne alte Türe wurde von Klaus-Udo Franke restauriert. In dem Haus eröffnete dann 1980 Klaus Hackenberg mit seiner Frau Monika die stadtbekannte Gaststätte Treppchen[7], die bis heute unter diesem Namen besteht. Nach dem frühen Tod von Klaus Hackenberg heiratete Monika Peter Roßlenbroich und führte mit ihm die Kneipe fort. Einige Jahre teilte man sich den hinter dem Haus gelegenen Wintergarten mit dem benachbarten Ellenpoort. Um 2000 übernahm dann dessen Inhaber Armin Horst auch das Treppchen. Seitdem sind beide Lokale in einer Hand.



Quellen:

<references>

  1. Hermes, Jakob, Das alte Kempen, Krefeld, 1982, S. 144
  2. Adressbuch für den Kreis Kempen/Rhein, 1898
    • Goertsches, Heinr., Restaur.
    • Goertsches, Wilhelmine, Putzgesch.
    • Rath, Isidor, Viehhändler
  3. vgl. Kaiser, Hans, Auf den Spuren des jüdischen Lebens in Kempen, http://www.min-kempe.de/spuren.html
  4. Adressbuch für den Kreis Kempen-Krefeld, 1937
    • Hahnen Theodor, Schreiner
    • Mertes, Johann, Arbeiter
    • Rath, Isidor, Rentner
    • Schlaffen, Heinrich, Rentner
    • Schlaffen, Heinrich jr., Anstreicher
  5. Aus der Erinnerung von K.-H. Hermans.
  6. Aus den Unterlagen der Straßengemeinschaft: Nov. 1957 Geb. Frau Keuthen (80 Jahre), Nov. 1959 Sterbefall Keuthen
  7. Nach Unterlagen der Straßengemeinschaft waren Hackenberg 1980 schon Mitglieder der Straßengemeinschaft.