Burgstraße 15: Unterschied zwischen den Versionen

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File:Burgstraße_Turnhalle.jpg|Bevor die "Badeanstalt" gebaut wurde, stand an dieser Stelle die ehemalige Turnhalle des Seminars
 
File:Burgstraße_Turnhalle.jpg|Bevor die "Badeanstalt" gebaut wurde, stand an dieser Stelle die ehemalige Turnhalle des Seminars
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File:Franziskanergarten_mit_Badeanstalt.jpg|Franziskanergarten mit Badeanstalt
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File:Franziskanergarten_1957.jpg|Franziskanergarten 1957
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File:Franziskanergarten_Bilde4.jpg|Franziskanergarten
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File:Hohenzollernbad_Vogelblick.jpg|Vogelblick auf das Schwimmbad
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File:Hohenzollernbad_1918.jpg|Hohenzollernbad 1918
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File:Badeanstalt_um_1960.jpg|um 1960
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File:Hohenzollernbad_Bild2.jpg|Hohenzollernbad
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File:Postkarte_Am_Stadtbad.jpg|Schwimmbad und Kreisverwaltung
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File:Schwimmunterricht.jpg|Schwimmunterricht Ende der 50er Jahre
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File:Schwimmbadaufgang_1971.jpg|Treppe im Eingangsbereich
 
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'''Zur Straßenliste [[Burgstraße]]'''
 
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Version vom 16. März 2017, 11:58 Uhr

Badeanstalt nach dem Bau.jpg

Dies ist die Adresse des alten Kempener Hohenzollernbades, das in den siebziger Jahren im Zuge der Stadtsanierung abgerissen wurde. Vor seinem Bau stand hier die Turnhalle des Lehrerseminars, die zugunsten der neuen "Badeanstalt" abgerissen wurde.

In der Beilage zum Stadtorientierungsplan von 1971 findet man das Bad noch unter dieser Adresse, gleichzeitig aber auch schon das "Neue Stadtbad" an der Berliner Allee.[1] Abgerissen wurde das Gebäude 1974.[2]


Auch das ehemalig repräsentante, und bei den Kempenern äußerst beliebte Hohenzollernbad musste weichen um bei der Stadtkernsanierung Platz für die Anlage der Orsaystraße *) zu schaffen. Die Errichtung eines städtischen Hallenbades wurde 1906 vom Stadtrat "zur bleibenden Erinnerung an den heutigen Jubeltag, die Silberhochzeit des Kaiserpaares, und als Denkmal echten Bürgersinns und unverbrüchlicher Treue zum Hohenzollern-Herrscherhaus" vorgeschlagen und 1914 von dem Bauunternehmen Gottfried Pegels erbaut. Im Adressbuch von 1912 finden wir den Eintrag: "Städtische Badeanstalt. Hohenzollernbad. Der Bau des Volksbades mit Schwimmhalle ist für die nächste Zeit in Aussicht genommen."

Eintrag im-Adressbuch 1912.jpg

Neben städtischen Mitteln sorgten die Arnold-Stiftung und ungenannte Wohltäter für die finanziellen Grundlagen. Erst 1918 konnte der imposante Bau, der seinem Anlass entsprechend den Namen "Hohenzollernbad" erhielt, seiner Bestimmung übergeben werden.

Neben dem Schwimmbecken von 9 x 20 Metern Größe für sportliche Aktivitäten, erfüllten Brause-, Wannen-, Schul- und Volksbäder in einer Stadt, deren Häuser den damals geringen Standard in Sanitäranlagen aufwiesen, über viele Jahre auch hygienische Funktionen. Das Hohenzollernbad zählte anfangs zu den modernsten seiner Art.

(Quelle: Heimat- & Geschichtsverein)


Dieter Persson beschreibt seine Sicht der Badeanstalt sehr anschaulich in seinem Büchlein über Kempen um 1960[3]:

Auf der Burgstraße, mittig im Straßenzug gelegen, befindet sich unsere Badeanstalt. Ein sehr imposantes Gebäude aus wilhelminischen Zeiten. Für uns Kinder ein Magnet und immer gut für Treffs, auch für heimliche mit der Verehrten. Wenn man sich ihr nähert, nimmt man heftiges Treiben schon akustisch wahr. Unentwegt pendeln die mit gespritztem Glas versehenen Pendeltüren. Die Vorhalle, ganz gefliest, zum Vorderaufgang mit Sandsteinsäulen versehen, gibt sich wie der Eingang zu einem römischen Tempel. Seitlich sind die Eingänge zu den Wannenbädern. Links vor der Treppe das in der Wand aus Holz gefertigte halbrunde Kassenhäuschen. Darin zwischen Kartenblöcken und Badezusätzen thront Herr Jammers, der Kassierer. Ein Duft! Vornehmlich Fichtennadeln strömen beim Bezahlen aus der Kassenklappe entgegen ... Links im Vorraum geht es durch eine weitere Tür zu den Wasseraufbereitern, Wärmeaustauschern und Kesselanlagen. Das ist da Refugium von Herrn Ziınmermann, dem Heizer. Überall in den unteren Räumen laufen isolierte und mit Gips ummantelte dicke Rohre, die an Decken und Wänden angeflanscht sind, versehen mit Schiebern, Reglern und Uhren. lm hinteren Teil befinden sich die stockwerkhohen Kessel mit Geländern, halbhoch im Keller versenkt.
...
Ich hastete dann den Aufgang zur Schwimmhalle hinauf, wo ich Herrn Stinkes, den Bademeister traf, der am vorderen Staket des Beckens die Aufsicht führte. Alles hatte er im Griff, auch wenn er sich unterhielt, seine Augen glitten unruhig auf die Badenden und springenden Gäste. Ja, sogar bis zum Löwenkopf an der Nichtschwimmerecke wurden seine fingerzeigenden Anweisungen befolgt. Wehe nicht! Dann sprang er auf, eilte nach hinten, um kurze Instruktionen zu geben, schon fast autoritär, wie er wirkte, im weißen Anzug. Aber das täuschte, denn zugetan war er uns.

Der Innenbereich des Hohenzollernbades 1971

Ergänzend sei an der Stelle berichtet, dass am Kopfende des Beckens im Bereich der Nichtschwimmer ein steinerner Löwenkopf auf das Wasser schaute. Ob den bei den Abbrucharbeiten jemand gerettet hat? Hinter dem Nichtschwimmerbereich waren die Duschen. Rechts und links des Beckens befanden sich Umkleidekabinen, die mit Vorhängen verschlossen werden konnten. Dort durften sich aber nur die Erwachsenen umziehen. Kinder und Jugendliche mussten nach oben auf die Empore, wo rundum unter den Fenstern eine Bank angebracht war, auf der man seine Sachen meist liegen lassen konnte.
Im der Eingangshalle gab es zumindest Ende der sechziger Jahre einen bunt leuchtenden Automaten, an dem für wenige Groschen eine kleine Eintrittsmarke ziehen konnte. Fast bis zum Schluss gab es vorne am Becken ein 1-Meter- und ein 3-Meter-Sprungbrett. Das 3-Meter-Brett war aber meist gesperrt, weil es viele Jahre wegen der zu geringen Tiefe zu schweren Unfällen gekommen war. Auf der Innenaufnahme des Bades von 1971 ist es nicht mehr zu sehen. Offenbar wurde es also sogar irgendwann abgebaut.



Burgstraße 15-16 1965.jpg
Um die Mitte der 1960er Jahren (evtl. auch bereits vorher, lt. Adressbucheintragungen) hatte das gegenüberliegende Haus, neben dem ehem. Haus Ledschbor, ebenfalls die Hausnummer 15. Zusammen mit der damaligen Nr. 16 wurde es Mitte der 1970er Jahre abgerissen zugunsten der Erweiterungsstraße (Verlängerung der neuen Orsaystraße) Im Anschluss war die heute noch bestehende Buchhandlung Wissink mit der damaligen Nr. 17. Siehe Fotoausschnitt links von 1965


Adressbuch Kempen 1898:

  • Hutz Franz, Schneider, Burgstr. 15
  • Busch Joh. Heinr., Schuhmacher, Burgstr. 16


Adressbuch Kempen 1937:

  • Hutz Anna, Näherin, Burgstr. 15
  • für die Hausnummer 16 gibt es keinen Eintrag



Bildergalerie:

  1. Beilage zum Stadtorientierungsplan, Hrsg.: Städt. Verkehrsamt Kempen, Stand 1. Januar 1971
  2. Die Abbruch-Touristen, Rheinische Post, 10. März 2012
  3. Persson, Dieter, Kempen - Ein Kind erzählt Ende fünfziger/Anfang sechziger Jahre, 1991



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