Vorster Straße 8: Unterschied zwischen den Versionen

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Bis etwa 1930 war hier die Hausnummer 28.  
 
Bis etwa 1930 war hier die Hausnummer 28.  
  
Errichtet wurde das Haus 1869. Es beherbergte für einige Zeit das ''Lyzeum Unserer Lieben Frau'', Vorgänger des heutigen Luise-von-Duisberg-Gymnasiums.
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Errichtet wurde das Haus 1869 (s. u.). Es beherbergte für einige Zeit das ''Lyzeum Unserer Lieben Frau'', Vorgänger des heutigen Luise-von-Duisberg-Gymnasiums.
  
"Für diese stets größer werdende Schule reichten die Räume im alten Hospitalgebäude an der Oelstraße, in dem auch das Waisenhaus und der Kindergarten untergebracht waren, nicht mehr aus. Zum neuen Quartier wurde an der Vorster Straße das 1869 errichtete Haus des verstorbenen Notars Maximilian Meckel. In dessen Familie war die Förderung der Mädchenbildung Tradition: die Frau des Notars hatte bereits die Gründung der 1867 errichteten Ursulinen-Schule unterstützt. Zunächst wurden hier Privaträume angemietet. Dann kaufte der Schulträger, also die Pfarrgemeinde, das Haus von Meckels Tochter Minna. 1911 zog die ganze Schule hier ein. Hier blieb das Lyzeum, bis es 1932 in das ehemalige Knaben-Konvikt gegenüber der Burg wechselte - in das einstige Internat der von auswärts kommenden Schüler, die das Gymnasium Thomaeum besucht hatten, das bis 1925 in der Burg untergebracht war."<ref name=Kaiser>Kaiser, Hans, Am Anfang stand ein Waisenhaus, Rheinische Post, 19.4.2017, S. C2</ref>
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In der Denkmalliste wird das Haus ausführlich beschrieben:<ref>[https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkm%C3%A4ler_in_Kempen Liste der Baudenkmäler in Wikipedia]]</ref><blockquote>
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[[Datei:Vorster Straße 8 Lyzeum 1911-1932.jpg|mini|414x414px|Vorster Straße 8, Höhere Mädchenschule 1911-1932 (Quelle: Reuter<ref name=":0">Reuter, Josef, Waisenhaus - Marienheim - St. Annenhof 1889-19889, Kempen, 1989, S. 23ff.</ref>)]]
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Das Gebäude aus dem Ende des 19. Jahrhunderts war ursprünglich das private Mädchen-Lyzeum Unserer Lieben Frau. Es ist 2-geschossig und in 9 Achsen gegliedert und hat ein Satteldach. Die vorgeblendete Putzfassade zeigt historisierendes Formengut. Im Untergeschoss wird sie durch eine vorgeblendete, segmentbogige Scheinarchitektur gestaltet. Im Obergeschoss wird die 1., 5., und 9. Achse durch eine vorgeblendete Scheinarchitektur betont. Die Tür- und Fensteröffnungen sind schlicht profiliert gerahmt. Horizontale Gliederung erfährt das Gebäude durch ein profiliertes Geschossgesims sowie ein von Konsolen getragenes Traufgesims. Der Eingang liegt auf der rechten Seite. Diese Fassade ist 3-achsig und 3-geschossig. Sie ist eine schlichte Putzfassade mit einer Scheinarchitektur vor dem Eingang. Die Schmuckformen entsprechen denen der Front, nur ist die Gestaltung schlichter. Über dem Eingang mittig befindet sich eine Heiligenfigur. 1911 Anbau der 4 linken Achsen in gleichem Stil und von da an „Höhere Mädchenschule“. Ausbau des Daches, 1928, teilweise. Oberhalb der 4 linken Achsen befinden sich 2 größere Dachgauben.</blockquote>
  
Nach dem Krieg zog die Schule für kurze Zeit nochmals zur Vorster Straße. "Im Krieg wird das Schulgebäude an der Burg durch Bomben beschädigt. Die ''Städtische Studienanstalt mit Lyzeum'', so der Nachkriegsname, weicht in das alte Gebäude an der Vorster Straße aus, dann in die Mädchenvolksschule am Hessenring, bis es am 30. Oktober 1948 an den Moorenring zurückkehrt. Aber das alte Schulhaus ist baufällig, und im Dezember 1966 zieht das "Städtische Neusprachliche Gymnasium", wie es sich seit 1950 nennt, in einen Neubau, Berliner Allee 42, der Offenheit und Helligkeit ausstrahlt.<ref name=Kaiser />
 
  
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Propst Josef Reuter schreibt über die Schule in dem Heftchen "Waisenhaus - Marienheim - St. Annenhof"<ref name=":0" />:
  
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<blockquote>[[Datei:Adressbuch 1912 Höhere Mädchenschule.png|mini|734x734px|Eintrag der Höheren Mädchenschule im Adressbuch 1912 ]]'''Die höhere Töchterschule und das Lyzeum Unserer Lieben Frau'''  
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Die mit unermüdlichem und hartnäckigem Engagement  im Jahre 1892 errichtete private Höhere Töchterschule  wurde nur langsam, aber stetig größer... Die Schule wuchs jährlich um einen Jahrgang, so daß 1895 die zweite, 1903 die dritte Klasse  eingerichtet wurde. Das für Höhere Mädchenschulen  übliche 10-Klassen-System war 1908 erreicht. Darum  begannen im Herbst dieses Jahres die Bemühungen um die staatliche Anerkennung als Höhere Mädchenschule. Das Provinzial-Schulkollegium in Koblenz entsprach  diesem Anliegen mit Erlaß vom 12. Oktober 1909. Aufgrund eines Ministererlasses vom 18. Dezember 1911 erfolgte eine weitere Namensänderung. Seitdem durfte sich die Schule „Lyzeum Unserer Lieben Frau“ nennen. Die Entwicklung der Schule zeigte sich auch in  den steigenden Zahlen der Schülerinnen: 1910: 110, 19 15:  159, 1920: 254, 1925: 276. 
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Für diese stets größer werdende Schule reichten die  Räume im alten Hospitalgebäude an der Oelstraße, in  dem auch das Waisenhaus und der Kindergarten untergebracht waren, bald nicht mehr aus. Im Haus Vorster  Str. 28 (heute Nr. 8), das dem Notar Meckel gehörte,  konnten ab 1908 zwei, später vier Privaträume gemietet  werden. Ab Ostem 1909 kam die Oberstufe in dieses  ganz in der Nähe des Waisenhauses gelegene Haus. 
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Die Pfarrgemeinde kaufte dieses Haus im Jahre 1910.  Im folgenden Jahr räumte Frl. Meckel, die bisherige  Besitzerin, dieses Gebäude, das sofort als Schulhaus  umgebaut wurde. Am 15. September 1911 zog die gesamte Schule zur Vorster Straße um. Hier war das Lyzeum bis 1932 untergebracht. 
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Eine ca. 150 cm hohe Figur des hl. Joseph an der  Nordseite erinnert noch heute daran. Hierzu bemerken  die Annalen für das Jahr 1910: „Für den Monat März  wurde dem hl. Joseph der Auftrag gegeben, für jeden  Tag des Monats eine neue Schülerin für die Mädchenschule zu besorgen, den er buchstäblich erfüllte, da 31  neue Schülerinnen angemeldet wurden. Zum Dank  wurde dem hl. Joseph versprochen, die Schule unter  seinen besonderen Schutz zu stellen, und sobald das  Meckelsche Haus für die Schule definitiv gekauft sei,  solle eine Statue des hl. Joseph vor dem Hause angebracht werden. Wie sehr dem  hl. Joseph dieses Versprechen  gefiel, zeigt der Umstand, daß  die Statue, den hl. Joseph in  Lebensgröße vorstellend,  noch am selben Abend  ankam. Dieselbe war vorher  vor dem neuen Gesellenhaus  errichtet und wurde nun vom  Hochw. Herrn Dechanten für  uns bestimmt.“  [[Datei:Schwester M. Beatrix.jpg|links|193x193px]]Die erste Lehrerin der Höheren Töchterschule, welche  1892 die Eingangsklasse mit  22 Schülerinnen übemahm,  war Schwester M. Loyola,  gleichzeitig Schulvorsteherin  von 1892 - 1898. Im folgenden Jahr waren drei weitere  Ordensschwestem an der  Töchterschule tätig: „Schwester M. Evangelista und  Schwester M. Gerolda nur  für einige Monate, Schwester  M. Beatrix<ref>..., nach der inzwischen auch eine Straße in Kempen benannt wurde</ref> aber für viele  Jahre. 1895 übernahm sie die  Leitung der zweiten Klasse.  Zweimal wurde sie als Direktorin der Kempener Schule  berufen: von 1898 - 1918 als  Nachfolgerin von Schwester  M. Loyola und wieder für die  Jahre 1926 - 1936. Sie war die  in Kempen am meısten bekannte Schulschwester. Sie  wurde geliebt und gefürchtet zugleich.   
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Als die Schule 1909 die staatliche Anerkennung erhielt,  wurde sie von 114 Schülerinnen besucht. Zu diesem  Zeitpunkt lehrten neben der Direktorin fünf weitere  Ordensschwestem und zwei weltliche Lehrerinnen. Vier  männliche Lehrpersonen waren nebenamtlich tätig: die  beiden Gymnasialoberlehrer Robrecht und Prof. Terwelp, sowie Dechant Schlünkes und Kaplan Meyer, die  den Religionsunterricht gaben. ln der Regel wohnten die Schwestern, die an der Höheren Töchterschule lehrten, im Waisenhaus. Nur gelegentlich und vorübergehend kamen Schwestern aus dem  Mülhausener Mutterhaus zur Aushilfe nach Kempen.    </blockquote>
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2017 widmet in der Rheinischen Post auch Hans Kaiser dem Haus einige Zeilen:<ref name="Kaiser" /><blockquote>"Für diese stets größer werdende Schule reichten die Räume im alten Hospitalgebäude an der Oelstraße, in dem auch das Waisenhaus und der Kindergarten untergebracht waren, nicht mehr aus. Zum neuen Quartier wurde an der Vorster Straße das 1869 errichtete Haus des verstorbenen Notars Maximilian Meckel. In dessen Familie war die Förderung der Mädchenbildung Tradition: die Frau des Notars hatte bereits die Gründung der 1867 errichteten Ursulinen-Schule unterstützt. Zunächst wurden hier Privaträume angemietet. Dann kaufte der Schulträger, also die Pfarrgemeinde, das Haus von Meckels Tochter Minna. 1911 zog die ganze Schule hier ein. Hier blieb das Lyzeum, bis es 1932 in das ehemalige Knaben-Konvikt gegenüber der Burg wechselte - in das einstige Internat der von auswärts kommenden Schüler, die das Gymnasium Thomaeum besucht hatten, das bis 1925 in der Burg untergebracht war."<ref name="Kaiser">Kaiser, Hans, Am Anfang stand ein Waisenhaus, Rheinische Post, 19.4.2017, S. C2</ref>
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Nach dem Krieg zog die Schule für kurze Zeit nochmals zur Vorster Straße. "Im Krieg wird das Schulgebäude an der Burg durch Bomben beschädigt. Die ''Städtische Studienanstalt mit Lyzeum'', so der Nachkriegsname, weicht in das alte Gebäude an der Vorster Straße aus, dann in die Mädchenvolksschule am Hessenring, bis es am 30. Oktober 1948 an den Moorenring zurückkehrt. Aber das alte Schulhaus ist baufällig, und im Dezember 1966 zieht das "Städtische Neusprachliche Gymnasium", wie es sich seit 1950 nennt, in einen Neubau, Berliner Allee 42, der Offenheit und Helligkeit ausstrahlt.</blockquote>
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Am 19. Januar 1946 wurde hier im Haus der CDU-Ortsverband Kempen gegründet.<ref>Rheinische Post, [https://rp-online.de/nrw/staedte/kempen/wie-die-cdu-in-kempen-1946-die-probleme-der-nachkriegszeit-bewaeltigte_aid-57781565 Die Frauen und Männer der ersten Stunde]</ref>
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Wie man dem Adressbuch von 1959 entnehmen kann, entstanden nach dem Auszug des  Lyzeums hier offenbar Wohnungen. Zum Teil wohnten hier auch Geistliche der katholischen Pfarrgemeinde, aus der Erinnerung des Verfassers zum Beispiel der Kaplan und Studiendirektor Friedrich Havers.<ref>geb. 11.06.1926 in Bardenberg, verst. 28.03.1987 in Kempen,
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geweiht am 28.02.1953 zum hohen Dom zu Aachen, Priester in Düren, Rheuth und Kempen. Seit 1960 Lehrtätigkeit am Luise-von-Duisberg-Gymnasium, dem früheren Mädchengymnasium in Kempen
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[[Datei:Totenzettel Havers Friedrich 1987.png|links|mini]]
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Um 2007 beherbergte die Vorster Straße 8 eine Katholische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche. Träger war der Caritasverband des Bistums Aachen. Hier wurden 2007, so stand es im Jahresbericht, 526 Fälle behandelt, davon 262 neue. 304 der Ratsuchenden kamen aus Kempen, 121 aus Tönisvorst, 82 aus Grefrath und 19 aus Nettetal. Das Gros von ihnen waren Kinder, nur fünf waren über 21.<ref>https://rp-online.de/nrw/staedte/kempen/projekt-baumhaus_aid-11804435
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</ref> Die Beratungsstelle zog einige Jahre später zum Kauertzacker 9.<ref>https://rp-online.de/nrw/staedte/kempen/brautpaare-spenden-fuer-katholische-beratungsstelle_aid-16449273</ref>
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Heute ist hier das [https://autismus-online.de/ Autismus Therapie Zentrum Niederrhein]. Daneben sind in dem Haus heute wie schon seit vielen Jahren auch einige Wohnungen, die vielmals von Angehörigen der Pfarre genutzt wurden.
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====== Einträge in alten Adressbüchern: ======
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* Diepers, Theodor, Pastor<ref>Diepers, Theodor, Pfarrer, *10.2.1892 Priesterweihe 29.5.1915 +10.9.1971 (Daten vom Grabstein am Hochkreuz auf dem Neuen Friedhof)</ref>
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* Hanka, Christine, Hausang.
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* Hanka, Ludwig, Gärtner
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* Hanka, Robert, Arbeiter
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* Hubberten, Theodor, Bergmann
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* Huybers, Heinr., Rentner
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* Kück, Karl, Arbeiter
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* Lunau, Josef, Schmied
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* Lunau, Magdal., o. B.
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* Petermeier, Martin, Organist, F. 2565
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* Schmalz, Theodor, Bergmann
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* Scholz, Gerhard, Schreiner
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* Volbermann, Kath., Haushält.
  
 
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[[Kategorie:Vorster Straße]]

Aktuelle Version vom 30. März 2022, 11:27 Uhr

Bis etwa 1930 war hier die Hausnummer 28.

Errichtet wurde das Haus 1869 (s. u.). Es beherbergte für einige Zeit das Lyzeum Unserer Lieben Frau, Vorgänger des heutigen Luise-von-Duisberg-Gymnasiums.

In der Denkmalliste wird das Haus ausführlich beschrieben:[1]

Vorster Straße 8, Höhere Mädchenschule 1911-1932 (Quelle: Reuter[2])

Das Gebäude aus dem Ende des 19. Jahrhunderts war ursprünglich das private Mädchen-Lyzeum Unserer Lieben Frau. Es ist 2-geschossig und in 9 Achsen gegliedert und hat ein Satteldach. Die vorgeblendete Putzfassade zeigt historisierendes Formengut. Im Untergeschoss wird sie durch eine vorgeblendete, segmentbogige Scheinarchitektur gestaltet. Im Obergeschoss wird die 1., 5., und 9. Achse durch eine vorgeblendete Scheinarchitektur betont. Die Tür- und Fensteröffnungen sind schlicht profiliert gerahmt. Horizontale Gliederung erfährt das Gebäude durch ein profiliertes Geschossgesims sowie ein von Konsolen getragenes Traufgesims. Der Eingang liegt auf der rechten Seite. Diese Fassade ist 3-achsig und 3-geschossig. Sie ist eine schlichte Putzfassade mit einer Scheinarchitektur vor dem Eingang. Die Schmuckformen entsprechen denen der Front, nur ist die Gestaltung schlichter. Über dem Eingang mittig befindet sich eine Heiligenfigur. 1911 Anbau der 4 linken Achsen in gleichem Stil und von da an „Höhere Mädchenschule“. Ausbau des Daches, 1928, teilweise. Oberhalb der 4 linken Achsen befinden sich 2 größere Dachgauben.


Propst Josef Reuter schreibt über die Schule in dem Heftchen "Waisenhaus - Marienheim - St. Annenhof"[2]:

Eintrag der Höheren Mädchenschule im Adressbuch 1912

Die höhere Töchterschule und das Lyzeum Unserer Lieben Frau  

Die mit unermüdlichem und hartnäckigem Engagement  im Jahre 1892 errichtete private Höhere Töchterschule  wurde nur langsam, aber stetig größer... Die Schule wuchs jährlich um einen Jahrgang, so daß 1895 die zweite, 1903 die dritte Klasse  eingerichtet wurde. Das für Höhere Mädchenschulen  übliche 10-Klassen-System war 1908 erreicht. Darum  begannen im Herbst dieses Jahres die Bemühungen um die staatliche Anerkennung als Höhere Mädchenschule. Das Provinzial-Schulkollegium in Koblenz entsprach  diesem Anliegen mit Erlaß vom 12. Oktober 1909. Aufgrund eines Ministererlasses vom 18. Dezember 1911 erfolgte eine weitere Namensänderung. Seitdem durfte sich die Schule „Lyzeum Unserer Lieben Frau“ nennen. Die Entwicklung der Schule zeigte sich auch in  den steigenden Zahlen der Schülerinnen: 1910: 110, 19 15:  159, 1920: 254, 1925: 276. 

Für diese stets größer werdende Schule reichten die  Räume im alten Hospitalgebäude an der Oelstraße, in  dem auch das Waisenhaus und der Kindergarten untergebracht waren, bald nicht mehr aus. Im Haus Vorster  Str. 28 (heute Nr. 8), das dem Notar Meckel gehörte,  konnten ab 1908 zwei, später vier Privaträume gemietet  werden. Ab Ostem 1909 kam die Oberstufe in dieses  ganz in der Nähe des Waisenhauses gelegene Haus. 

Die Pfarrgemeinde kaufte dieses Haus im Jahre 1910.  Im folgenden Jahr räumte Frl. Meckel, die bisherige  Besitzerin, dieses Gebäude, das sofort als Schulhaus  umgebaut wurde. Am 15. September 1911 zog die gesamte Schule zur Vorster Straße um. Hier war das Lyzeum bis 1932 untergebracht. 

Eine ca. 150 cm hohe Figur des hl. Joseph an der  Nordseite erinnert noch heute daran. Hierzu bemerken  die Annalen für das Jahr 1910: „Für den Monat März  wurde dem hl. Joseph der Auftrag gegeben, für jeden  Tag des Monats eine neue Schülerin für die Mädchenschule zu besorgen, den er buchstäblich erfüllte, da 31  neue Schülerinnen angemeldet wurden. Zum Dank  wurde dem hl. Joseph versprochen, die Schule unter  seinen besonderen Schutz zu stellen, und sobald das  Meckelsche Haus für die Schule definitiv gekauft sei,  solle eine Statue des hl. Joseph vor dem Hause angebracht werden. Wie sehr dem  hl. Joseph dieses Versprechen  gefiel, zeigt der Umstand, daß  die Statue, den hl. Joseph in  Lebensgröße vorstellend,  noch am selben Abend  ankam. Dieselbe war vorher  vor dem neuen Gesellenhaus  errichtet und wurde nun vom  Hochw. Herrn Dechanten für  uns bestimmt.“ 

Schwester M. Beatrix.jpg

Die erste Lehrerin der Höheren Töchterschule, welche  1892 die Eingangsklasse mit  22 Schülerinnen übemahm,  war Schwester M. Loyola,  gleichzeitig Schulvorsteherin  von 1892 - 1898. Im folgenden Jahr waren drei weitere  Ordensschwestem an der  Töchterschule tätig: „Schwester M. Evangelista und  Schwester M. Gerolda nur  für einige Monate, Schwester  M. Beatrix[3] aber für viele  Jahre. 1895 übernahm sie die  Leitung der zweiten Klasse.  Zweimal wurde sie als Direktorin der Kempener Schule  berufen: von 1898 - 1918 als  Nachfolgerin von Schwester  M. Loyola und wieder für die  Jahre 1926 - 1936. Sie war die  in Kempen am meısten bekannte Schulschwester. Sie  wurde geliebt und gefürchtet zugleich.    Als die Schule 1909 die staatliche Anerkennung erhielt,  wurde sie von 114 Schülerinnen besucht. Zu diesem  Zeitpunkt lehrten neben der Direktorin fünf weitere  Ordensschwestem und zwei weltliche Lehrerinnen. Vier  männliche Lehrpersonen waren nebenamtlich tätig: die  beiden Gymnasialoberlehrer Robrecht und Prof. Terwelp, sowie Dechant Schlünkes und Kaplan Meyer, die  den Religionsunterricht gaben. ln der Regel wohnten die Schwestern, die an der Höheren Töchterschule lehrten, im Waisenhaus. Nur gelegentlich und vorübergehend kamen Schwestern aus dem  Mülhausener Mutterhaus zur Aushilfe nach Kempen.   


2017 widmet in der Rheinischen Post auch Hans Kaiser dem Haus einige Zeilen:[4]

"Für diese stets größer werdende Schule reichten die Räume im alten Hospitalgebäude an der Oelstraße, in dem auch das Waisenhaus und der Kindergarten untergebracht waren, nicht mehr aus. Zum neuen Quartier wurde an der Vorster Straße das 1869 errichtete Haus des verstorbenen Notars Maximilian Meckel. In dessen Familie war die Förderung der Mädchenbildung Tradition: die Frau des Notars hatte bereits die Gründung der 1867 errichteten Ursulinen-Schule unterstützt. Zunächst wurden hier Privaträume angemietet. Dann kaufte der Schulträger, also die Pfarrgemeinde, das Haus von Meckels Tochter Minna. 1911 zog die ganze Schule hier ein. Hier blieb das Lyzeum, bis es 1932 in das ehemalige Knaben-Konvikt gegenüber der Burg wechselte - in das einstige Internat der von auswärts kommenden Schüler, die das Gymnasium Thomaeum besucht hatten, das bis 1925 in der Burg untergebracht war."[4] Nach dem Krieg zog die Schule für kurze Zeit nochmals zur Vorster Straße. "Im Krieg wird das Schulgebäude an der Burg durch Bomben beschädigt. Die Städtische Studienanstalt mit Lyzeum, so der Nachkriegsname, weicht in das alte Gebäude an der Vorster Straße aus, dann in die Mädchenvolksschule am Hessenring, bis es am 30. Oktober 1948 an den Moorenring zurückkehrt. Aber das alte Schulhaus ist baufällig, und im Dezember 1966 zieht das "Städtische Neusprachliche Gymnasium", wie es sich seit 1950 nennt, in einen Neubau, Berliner Allee 42, der Offenheit und Helligkeit ausstrahlt.



Am 19. Januar 1946 wurde hier im Haus der CDU-Ortsverband Kempen gegründet.[5]

Wie man dem Adressbuch von 1959 entnehmen kann, entstanden nach dem Auszug des Lyzeums hier offenbar Wohnungen. Zum Teil wohnten hier auch Geistliche der katholischen Pfarrgemeinde, aus der Erinnerung des Verfassers zum Beispiel der Kaplan und Studiendirektor Friedrich Havers.[6]

Um 2007 beherbergte die Vorster Straße 8 eine Katholische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche. Träger war der Caritasverband des Bistums Aachen. Hier wurden 2007, so stand es im Jahresbericht, 526 Fälle behandelt, davon 262 neue. 304 der Ratsuchenden kamen aus Kempen, 121 aus Tönisvorst, 82 aus Grefrath und 19 aus Nettetal. Das Gros von ihnen waren Kinder, nur fünf waren über 21.[7] Die Beratungsstelle zog einige Jahre später zum Kauertzacker 9.[8]

Heute ist hier das Autismus Therapie Zentrum Niederrhein. Daneben sind in dem Haus heute wie schon seit vielen Jahren auch einige Wohnungen, die vielmals von Angehörigen der Pfarre genutzt wurden.


Einträge in alten Adressbüchern:

    1959

  • Diepers, Theodor, Pastor[9]
  • Hanka, Christine, Hausang.
  • Hanka, Ludwig, Gärtner
  • Hanka, Robert, Arbeiter
  • Hubberten, Theodor, Bergmann
  • Huybers, Heinr., Rentner
  • Kück, Karl, Arbeiter
  • Lunau, Josef, Schmied
  • Lunau, Magdal., o. B.
  • Petermeier, Martin, Organist, F. 2565
  • Schmalz, Theodor, Bergmann
  • Scholz, Gerhard, Schreiner
  • Volbermann, Kath., Haushält.

  1. Liste der Baudenkmäler in Wikipedia]
  2. 2,0 2,1 Reuter, Josef, Waisenhaus - Marienheim - St. Annenhof 1889-19889, Kempen, 1989, S. 23ff.
  3. ..., nach der inzwischen auch eine Straße in Kempen benannt wurde
  4. 4,0 4,1 Kaiser, Hans, Am Anfang stand ein Waisenhaus, Rheinische Post, 19.4.2017, S. C2
  5. Rheinische Post, Die Frauen und Männer der ersten Stunde
  6. geb. 11.06.1926 in Bardenberg, verst. 28.03.1987 in Kempen, geweiht am 28.02.1953 zum hohen Dom zu Aachen, Priester in Düren, Rheuth und Kempen. Seit 1960 Lehrtätigkeit am Luise-von-Duisberg-Gymnasium, dem früheren Mädchengymnasium in Kempen
    Totenzettel Havers Friedrich 1987.png
  7. https://rp-online.de/nrw/staedte/kempen/projekt-baumhaus_aid-11804435
  8. https://rp-online.de/nrw/staedte/kempen/brautpaare-spenden-fuer-katholische-beratungsstelle_aid-16449273
  9. Diepers, Theodor, Pfarrer, *10.2.1892 Priesterweihe 29.5.1915 +10.9.1971 (Daten vom Grabstein am Hochkreuz auf dem Neuen Friedhof)