Markt 21

Aus Kempedia
Zur Navigation springenZur Suche springen
Haus Witthoff um 1910 und 2009

Haus Witthoff - Peerbooms

Das stattliche Eckhaus wurde 1714 errichtet, als Kempen sich von jahrzehntelangen Kriegsleiden zu erholen begann. Sein Erbauer muss demnach ein Bürger gewesen sein, der noch über Wohlstand und Optimismus verfügte. Hinweise auf ihn und seine Frau könnten die Initialen HD und MH über dem Eingang zum Buttermarkt liefern. Aber sie sind bisher noch nicht entschlüsselt worden.

Der aparte Charakter des Hauses wird durch gewisse Unregelmäßigkeiten eher erhöht. So überspannt der Giebel nur einen Teil der Fassade am Buttermarkt, was zu Asymmetrien in ihrer Gliederung führt (etwa bei der Anzahl der Fenster zu beiden Seiten der mittleren Tür). Bei der Restaurierung (1977) wurde die zweite Tür zum Buttermarkt an Stelle einer alten, zugemauerten wieder ausgebrochen.

An der Stelle des Schaufensters zur Kuhstraße führte früher eine Durchfahrt zum Hinterhof. Dort stand in einem Fachwerkanbau ein mächtiger Backofen. Seine Tradition lebt in dem heutigen Bäckerladen fort.[1]


Mitte des 19. Jahrhunderts war wohl hier eine der ersten Kempener Apotheken. Die Rede ist immer von Markt/Ecke Kuhstraße, so dass auch das Haus Buttermarkt 20 gemeint sein könnte. Ein Foto in "Das alte Kempen" zeigt in diesem Zusammenhang aber eindeutig Haus Witthoff.[2][3]

Am 14. Oktober 1847 konnte die gesetzliche Abnahme der neuen Apotheke erfolgen. Sie nannte sich Apotheke "Zum goldenen Adler" und etablierte sich auf der Kuhstraße/Ecke Markt. Traditions- und Verantwortungsbewußtsein hatten auch im preußischen Rheinland ihren alten Klang, so daß Ignaz Rotering nach althergebrachter Sitte folgenden Eid schwören mußte: "Ich, Ignaz Wilhelm Carl Rotering schwöre zu Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, daß, nachdem ich als Apotheker I. Klasse in den königlichen Landen approbiert wurde, Seiner Königlichen Majestät von Preußen, meinem Allergnädigsten Herrn, ich unterthänig, treu und gehorsam sey und alle mir vermöge meines Berufes obliegenden Pflichten, nach den darüber bestehenden oder noch ergehenden Verordnungen, auch sonst nach meinem besten Wissen und Gewissen, gerne erfüllen will, so wahr mir Gott helfe durch Jesus Christus zur Seligkeit".[3]


Zumindest Ende des neunzehnten Jahrhunderts, aber wahrscheinlich auch schon weit fürher war an dieser Stelle in erster Linie der Hof des Landwirts Johann Witthoff. Lange Zeit hieß das Haus deshalb Haus Witthoff. Johann Witthoff erscheint 1912 als Stadtverordneter uns als Rentner noch im Adressbuch von 1930/31. Im Adressbuch von 1937 findet man noch die Rentnerin Maria Witthoff. Nach dem Krieg war in dem Haus lange Zeit ein Notariat.

Die Ära der Familie Peerbooms in diesem Haus ist dagegen geschichtlich eher unbedeutend. Die Konditorei Peerbooms zog erst in den siebziger Jahren von der Kuhstraße 34 zum Buttermarkt, weil das dortige Haus wie auch das Schuhgeschäft Thissen im Zuge der Stadtsanierung der neu errichteten Orsaystraße weichen musste (siehe auch: Ehem. Kuhstr. 34). Das Haus am Buttermarkt wurde von 1975 bis 1977 völlig renoviert. Nur die Außenfassade blieb erhalten. Im Erdgeschoss wurden von Renate Baumeister (geb. Peerbooms, *25.7.1929 †3.4.2010), und ihrem Mann Hubert (*11.4.1933 †20.12.1988)[4] die Bäckerei und das neue Cafe Peerbooms eingerichtet. Die Familie Baumeister zog in die oberen Stockwerke. Renates Großeltern waren übrigens Heinrich Peerbooms[5] und Josefine Recken[6]. Deren Schwester Franziska heiratete Josef Bolten. Und deren Tochter Josefine heiratete Franz Hamm von der Ellenstraße 38. Eine weitere Schwester von Josefine Recken (Katharina oder M.) heiratete einen Jepkens. Eine Tochter war Antonia (gen. Toni) Jepkens, verh. Wehnen[7].

Renate Baumeister übergab Bäckerei und Café später an den Filialisten Manfred Oomen, der das Unternehmen zunächst weitgehend unverändert fortführte.


Die Chronik der Familie Peerbooms und des zugehörigen Unternehmens ist auch schön dargestellt auf der Homepage des Cafes bzw. der Fa. Oomen.



Das Haus Buttermarkt 21 ist in der Denkmalliste[1] eingetragen.


Adressbuch Kempen 1898:


Adressbuch Kempen 1912:

  • Witthoff, Joh., Landwirt, Markt 21

Adressbuch Kempen 1925:

  • Schons Pet., Schlosser, Markt 21
  • Witthoff Joh., Rentner, Markt 21

Adressbuch Kempen 1930/31:

  • Schons Peter, Wtw., Markt 21
  • Witthoff Johannes Rentner, Markt 21

Adressbuch Kempen 1937:

  • Schons Franz, Waffenmeistergehilfe, Markt 21
  • Witthoff, Maria, Rentnerin, Markt 21

Adressbuch Kempen 1959:

  • Pauls, Franz, Rechtsanwalt, F. 413
  • Wegner, Walter, Fuhrgeschäft




Quellen:

  1. Kempen.de - Altstadtrundgang
    Die RP schrieb am 1.9.1981, dass das Haus 1675 von der Familie Witthoff errichtet worden sei - "ein Zeichen bürgerlicher Wohlhabenheit und Stolzes". Eine Quelle wird nicht angegeben.
  2. Hermes, Das alte Kempen, S. 87
  3. 3,0 3,1 Hermes, Jakob, Die Apotheken in Kempen, in: Heimatbuch des Kreises Viersen, 1966, S. 198ff.
  4. Grabstein auf dem alten Friedhof in Kempen
  5. Totenzettel Heinrich Peerbooms 1955.jpg
  6. Totenzettel Josefine Peerbooms geb Recken.jpg
  7. Totenzettel Antonia Wehnen geb Jepkens.jpg