Ellenstraße 16: Unterschied zwischen den Versionen

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<p style="align:left; font-size:11px">Ellenstraße 15-17</p>
 
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Version vom 10. Oktober 2022, 09:56 Uhr

rechts die Häuser bis einschl. Nr. 18 um 1900
WestlicheEllenstraße 2.jpg
Ellenstraße 16-17, 2013
Ellenstraße 16, 2013

Schon zu Ende des 18. Jahrhunderts, genauer 1797 eröffnete an dieser Stelle die Firma Heitzer eine Eisenwarenhandlung. Im Adressbuch von 1898 findet man den Eintrag "Heitzer, Carl, Eisenwaarenhdl."[1] Karl Heitzer, geboren 1841, starb im Jahr 1922, seine Frau Susanna, 1863 geborene Muhren, verstarb erst 1950.[2]

1931 kam Ignaz Karges aus Fulda nach Kempen. Er hatte gezielt nach einem Eisenwarenladen gesucht, den er übernehmen konnte. Dabei war er auf den Handel mit Kesseln und Eisenwaren der Firma Heitzer gestoßen, kaufte das Haus und führte das Geschäft vertragsgemäß unter der alten Firma weiter. Im Adressbuch von 1937 findet man die Einträge

  • Fa. H. Heitzer, Eisen, Baubeschläge, Werkzeuge, Haushaltswaren, Öfen, Herde, Tel. 436
  • Ignaz Karges, Inhaber der Fa. H. Heitzer[3]

Zusammen mit seiner Frau Mathilde, die aus Koblenz stammte und wohl sehr vermögend war[4], handelte er mit schweren Beschlägen und Eisenwaren. Anfang der sechziger Jahre kaufte er auch das Haus Ellenstraße 17 und vergrößerten das Ladenlokal und die darüber gelegene Wohnfläche. Die Fassade im 1. Stock der Häuser wurde einheitlich verputzt, die Front des Ladenlokals vollkommen neu gestaltet. Heute deutet an der Front des Hauses nichts darauf hin, dass das mal zwei Häuser waren.

Nach dem Tod von Ignaz Karges übernahm 1974 sein Sohn Franz-Josef Karges (*12. Mai 1937) mit seiner Frau Agnes die Verantwortung und den Ausbau der Firma Heitzer. Er absolvierte zuvor in Düsseldorf eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann.[5]

Die Eheleute bauten das Sortiment erheblich aus. Es kamen immer mehr Haushaltswaren dazu, unter anderen von den Firmen WMF, Rösle, Alfi, Le Creuset und Leifheit. Beschläge, Schrauben, Dübel und Co. haben immer immer noch einen breiten Raum eingenommen. Seit 1996 war auch Tochter Monika Hübner-Karges im Geschäft tätig. „In Spitzenzeiten hatten wir an die 400 feste Kunden für diese Sparte. Darunter vor allem Schreiner“, erinnert sich Monika Hübner-Karges. Im Laufe der Jahre wurde dieser Bereich kleiner. „Nach und nach sind die vier Mitarbeiter in dieser Abteilung in Rente gegangen“, sagt die Kempenerin. Lange dabei war zum Beispiel Herr Laus. Der bekannteste von ihnen war aber sicher Matthias Mertens, genannt Schruwe-Mattes, der bei Heitzer zum lebenden Inventar gehörrte.

Zum 31.12.2013 wurde das Geschäft nach 216 Jahren geschlossen. Franz-Josef und Agnes Karges haben sich in den Ruhestand begeben. Ihre Tochter konnte das Geschäft als dreifache Mutter ohne die Unterstützung der beiden nicht mehr weiterführen. Franz-Josef Karges starb am 20. Juni 2017 nach kurzer Krankheit wenige Wochen nach Vollendung seines achtzigsten Lebensjahres.

Wie es mit dem Ladenlokal weitergehen sollte, war lange ungewiss. Zunächst sollte es vermietet werden. So stand es jedenfalls Ende 2013 in der Westdeutschen Zeitung.[6] Auch ohne größere Umbauten schmückten seit September 2013 Bilder und Antiquitäten von Mirabel Bienefeld (siehe Ellenstraße 2) die Schaufenster des Ladenlokals.

Pressebericht vom 27. November 2013:
Haushaltswarengeschäft Heitzer: Eine Ära geht zu Ende"

Um 2016 wurde dann beschlossen, dass die Häuser 16-18 der Ellenstraße abgerissen werden und einem Neubau mit 18 Wohnungen weichen müssen. Anfang Januar 2017 begannen mit dem Aufstellen eines Bauzauns die Vorbereitungen zum Abriss der Häuser Ellenstraße 16, 17 und 18. Kurz darauf kam der Bagger. Entstanden sind inzwischen zumindest optisch vier kleingliedrige, zweigeschossige Häuser mit ausgebauten Dachgeschoss, zwei auf der Ellenstraße mit einem gemeinsamen Eingang, eines als Eckhaus und eins auf dem Hessenwall mit dem zweiten Eingang. Geschäftslokale sind zum Bedauern der übrigen Geschäftsleute der Ellenstraße und zum Bedauern des Werberings nicht mehr entstanden. Bauherren waren die Eheleute Karges-Hübner. Franz-Josef Karges hat die Fertigstellung leider nicht mehr erlebt.

Antiquitäten-Ausstellung von Mirabel Bienefeld nach Schließung des Geschäftes von Karges

Die lokalen Zeitungen berichteten ausführlich über die Planungen, insbesondere über die Kritik am reinen Wohnungsbau.[7] Tatsächlich sind heute schon am frühen Abend alle Rollläden heruntergelassen, weil sich die Bewohner natürlich ungern in die Wohnung schauen lassen. Kein schönes Bild in einer historischen Fußgängerzonge. Ein Balkon im Erdgeschoss zum Wall wirkt an dieser Stelle ziemlich deplatziert. Die Vermietung der Erdgeschosswohnungen gestaltete sich dann auch zunächst etwas schwierig. Honi soit qui mal y pense.

Ganz viele Bilder von den alten Häusern und dem Abbruch finden Sie hier.


Und hier eine seltene Luftaufnahme während der Erstellung des Rohbaus, die von einem Heißluftballon aus entstand:

Luftaufnahme der Baustelle Ellenstraße 16-18 (Foto: Rainer Hamm)
Baugrube beim Neubau der Häuser Ellenstraße 16-18 (Foto: Rainer Hamm)



Einträge in alten Adressbüchern

1879

  • Heitzer, Heinr., Wwe., Schlosser, Kempen, Haus-Nr. 43

1898

  • Heitzer, Carl, Eisenwaarenhdl., Eisen- und Stahlwaren
  • Heitzer, Josefine, Rentnerin

1912

  • Heitzer, Heinr., Wwe., Eisenwarenhandlung, Inh. Karl Heitzer
  • Heitzer, Josefine, Rentnerin
  • Heitzer, Karl, Eisenwarenhandlung, Inh. der Firma Wwe. Heinr. Heitzer

1925

  • Heitzer, K., Wwe., Kauffrau

1930/31

  • Heitzer, H., Eisenwaren, Haus- u. Küchengeräte, Gegründet 1797
  • Heitzer, Susanne, Wwe., Kauffrau

1937

  • Fa. H. Heitzer, Eisen, Baubeschläge, Werkzeuge, Haushaltswaren, Öfen, Herde, Tel. 436
  • Karges, Ignaz, Inhaber der Fa. H. Heitzer

1959

  • Heitzer, H., Eisenw. Hauhaltw. Baubeschläge Werkzeuge , F. 436
  • Karges, Ignaz, Kaufmann, F. 436



Quellen

  1. Adreßbuch für die Stadt Kempen, 1998
  2. Jahreszahlen vom Grabstein auf dem Alten Kempener Friedhof. Es ist anzunehmen, dass es sich hier um jenen Karl Heitzer handelt.
  3. Einwohneradreßbuch für den Landkreis Kempen-Krefeld, 1937
  4. Mitteilung von Karl-Heinz Hermans
    Mathilde Karges unterstützte wohl auch sehr den Neubau des Heiligenhäuschen nach dem Krieg.
  5. Totenzettel Frant-Josef Karges
  6. Westdeutsche Zeitung, 27. November 2013, Eine Ära geht zu Ende
  7. Siehe beispielsweise den Artikel in der Westdeutschen Zeitung vom 24. Mai 2016, hier mit einer Abbildung des Modells, und den Artikel ebenda vom 27. Mai 2016